Wirtschaft

Russischer Experte: Trotz Stillstand hat sich Nord Stream 2 faktisch bereits amortisiert

Nord Stream 2, die sanktionsbedingt noch nicht in Betrieb genommene Ostseepipeline, hat sich nach Ansicht eines russischen Experten längst amortisiert. Die Inbetriebnahme der Pipeline sei jedoch jetzt ein heikles Thema für EU-Politiker, weil das Projekt seit Langem dämonisiert wurde.
Russischer Experte: Trotz Stillstand hat sich Nord Stream 2 faktisch bereits amortisiertQuelle: Legion-media.ru © U. J. Alexander

Die Pipeline Nord Stream 2, die noch keinen einzigen Tag in Betrieb war, habe sich trotzdem vollkommen rentiert, sagte Igor Juschkow, ein führender Analytiker des russischen Nationalen Energiesicherheitsfonds, in einem Gespräch mit Lenta.ru. Allein die Existenz der Pipeline habe sich bereits positiv auf die Gewinne und die Bilanz von Gazprom ausgewirkt, so der Experte:

"Die bloße Tatsache, dass Nord Stream 2 als Projekt existiert, hat die Gaspreise in die Höhe getrieben, und Gazprom hat mehr verdient als zuvor. Deshalb sagen heute viele Experten: Wenn es kein Nord Stream 2 gäbe, würde es sich lohnen, das zu erfinden, um den Markt zu verunsichern und die Preise dadurch zu erhöhen."

Diese Pipeline habe sich somit bereits bezahlt gemacht, meint der Experte – auch wenn sie noch gar nicht in Betrieb ist. Natürlich seien die Preise nicht nur aus diesem Grund gestiegen, "aber es war einer der Faktoren", so Igor Juschkow.

Wenngleich Gazprom viel in den Ausbau des Gastransportsystems investiert hat und diese Investitionen nun aufgrund der Sanktionen und der Nichtgenehmigung von Nord Stream 2 durch die Europäische Union verloren sind, konnte das Unternehmen diese Investitionen wieder hereinholen, meint der Experte. Er erklärte in dem Gespräch mit Lenta.ru:

"Zunächst einmal wurde die Hälfte der Gelder für den Bau von Nord Stream 2 von europäischen Unternehmen bereitgestellt, in der Erwartung, dass Gazprom nach Inbetriebnahme der Pipeline die Darlehen aus den Erlösen zurückzahlen würde. Mehrere Unternehmen haben nun erklärt, dass die Investitionen möglicherweise abgeschrieben werden müssen. Und für Gazprom sind die aktuellen Kosten nicht so hoch."

Sollte Nord Stream 2 jedoch niemals in Betrieb genommen werden, so würde doch niemand die Pipeline abbauen.

Juschkow ist zuversichtlich, dass die Vertragspartner weitere Wartungsarbeiten an der Pipeline durchführen werden, um sie bis zu besseren Zeiten betriebsbereit zu halten. "Wir werden weiterhin alles instand halten, was sich auf russischem Gebiet oder in neutralen Gewässern befindet. Die Wartung in deutschen Gewässern wird von Deutschland selbst durchgeführt, oder man beschließt doch noch, Gazprom die Arbeit machen zu lassen. In jedem Fall wird Nord Stream 2 zumindest in den nächsten Jahren bereitgehalten werden. Sie wird vielleicht jahrelang nicht funktionieren, aber sie wird einsatzfähig bleiben", ist der Experte überzeugt.

Er ist der Meinung, dass die Europäer zu Geiseln ihrer eigenen Medienpolitik geworden seien: Sie haben Nord Stream 2 erst jahrelang verteufelt, so dass die Öffentlichkeit nun doch fragen würde, wann sie endlich in Betrieb geht, ohne dass dabei etwas Schlimmes passiert.

"Wenn Nord Stream 2 in Betrieb genommen wird und seinen Zweck ganz normal erfüllt, wird die Öffentlichkeit fragen: Warum konnte das nicht gleich gemacht werden? Denn dann hätte es kein Gasdefizit gegeben, die Preise wären nicht so schnell gestiegen, die Inflation wäre nicht so hoch gewesen, niemand hätte gelitten. Daher ist dieses Thema für europäische Politiker natürlich sehr heikel", so der Experte abschließend.

Mehr zum Thema - Nord Stream 2: Werden Teile des Röhrensystems enteignet und für ein Flüssiggasterminal genutzt?

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.