Deutschland

Gerhard Schröder: Inbetriebnahme von Nord Stream 2 "einfachste Lösung"

Altbundeskanzler Schröder spricht sich für eine Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2 aus. Diese würde die Versorgungssicherheit der deutschen Industrie und der deutschen Haushalte gewährleisten, sagte er in einem Interview mit dem "Stern".
Gerhard Schröder: Inbetriebnahme von Nord Stream 2 "einfachste Lösung"Quelle: www.globallookpress.com © Kay Nietfeld / dpa

In einem Interview mit dem Magazin Stern sprach sich Altbundeskanzler Gerhard Schröder am Mittwoch für eine Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2 aus. Außerdem sei er der Meinung, dass Deutschland sich nicht genug für eine Beendigung des Krieges einsetze.

Schröder empfahl den Betrieb der Gasleitung Nord Stream 2 als "einfachste Lösung" bei möglichen Gasengpässen. Gegenüber dem Stern sagte er dazu:

"Sie ist fertig. Wenn es wirklich eng wird, gibt es diese Pipeline, und mit beiden Nord-Stream-Pipelines gäbe es kein Versorgungsproblem für die deutsche Industrie und die deutschen Haushalte."

Aktuell ist die Gasmenge, die durch Nord Stream 1 nach Deutschland strömt, auf 20 Prozent gedrosselt. Laut dem russischen Unternehmen Gazprom liege das an der Behinderung von Reparaturarbeiten an einer Turbine. Aufgrund der Sanktionen westlicher Staaten könnten die Reparaturen nicht durchgeführt werden. Im Interview machte Schröder konkret das Unternehmen Siemens Energy für die fehlende Turbine verantwortlich, die derzeit in Mülheim an der Ruhr zwischengelagert wird. Dort will sie sich Bundeskanzler Olaf Scholz an diesem Mittwoch persönlich anschauen.

Im Hinblick auf seine Haltung zum russischen Präsidenten Wladimir Putin gab Altkanzler Schröder zu verstehen, dass er keinen Anlass sehe, sich von diesem zu distanzieren:

"Ich habe mehrfach den Krieg verurteilt, das wissen Sie. Aber würde eine persönliche Distanzierung von Wladimir Putin wirklich irgendjemandem etwas bringen?", fragte er im Interview mit dem Stern.

Wegen seiner Nähe zu Putin und zur russischen Öl- und Gaswirtschaft steht Schröder seit Langem in der Kritik, auch von Mitgliedern aus seiner eigenen Partei. Nach deren Ansicht habe sich Schröder nach dem Beginn des Ukraine-Krieges zu wenig von Russland distanziert, weswegen schon bald die Schiedskommission des SPD-Unterbezirks Region Hannover über einen möglichen Parteiausschluss Schröders entscheiden wird. Er erfahre allerdings auch viel Zustimmung aus Deutschland, so Schröder:

"Ich kriege auch viele Briefe aus Deutschland, in denen steht: Gut, dass es noch jemanden gibt, der Gesprächskanäle mit Russland im aktuellen Konflikt offenhält."

Im Interview sprach Schröder auch über sein Treffen mit Putin in der vergangenen Woche:

 "Die gute Nachricht heißt: Der Kreml will eine Verhandlungslösung."

Deutschland und Frankreich würden nach Meinung des Altkanzlers nun eine besondere Verantwortung tragen, um zur Beendigung des Krieges beizutragen. Diesbezüglich wünschte er sich mehr Verhandlungsbereitschaft und gab zu verstehen:

"Da geschieht derzeit nicht genug, ist mein Eindruck, denn eines ist doch klar: Es wird nicht ohne Gespräche gehen."

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