Wirtschaft

Studie: Brexit kostet Großbritannien über 100 Milliarden Euro pro Jahr

Laut einer Studie des Wirtschaftsmagazins "Bloomberg Economics" zahlt die britische Wirtschaft seit dem Brexit in 2020 kräftig drauf. Die Unternehmensinvestitionen sind der Analyse zufolge schwächer, der Arbeitskräftemangel akuter.
Studie: Brexit kostet Großbritannien über 100 Milliarden Euro pro JahrQuelle: Legion-media.ru

Der Brexit kostet die britische Wirtschaft jährlich 100 Milliarden Pfund (rund 113 Milliarden Euro). Die Auswirkungen reichen von Unternehmensinvestitionen bis hin zu den Möglichkeiten von Unternehmen, Arbeitskräfte einzustellen.

Eine Studie des Wirtschaftsmagazins Bloomberg Economics zeichnet drei Jahre nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ein düsteres Bild.

Die Ökonomen Ana Andrade und Dan Hanson, die Autoren der Studie, gehen davon aus, dass die Wirtschaft um vier Prozent kleiner ist, als sie hätte sein können, wobei die Unternehmensinvestitionen deutlich zurückbleiben und der Mangel an EU-Arbeitskräften zunimmt.

Andrade und Hanson schreiben:

"Hat das Vereinigte Königreich einen Akt der wirtschaftlichen Selbstbeschädigung begangen, als es 2016 für den Austritt aus der EU stimmte? Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin."

Und weiter:

"Die wichtigste Erkenntnis ist, dass der Bruch mit dem Binnenmarkt die britische Wirtschaft möglicherweise schneller getroffen hat, als wir oder die meisten anderen Prognostiker erwartet haben."

Die Ergebnisse widerlegen die Behauptung von Premierminister Rishi Sunak, dass der Brexit eine "riesige Chance" für das Vereinigte Königreich sei, die sich nun zu verwirklichen beginne. Die Trennung von der EU ermögliche es Großbritannien, Freihäfen zu schaffen, um den Handel anzukurbeln, und die Regeln für Finanzdienstleistungen zum Vorteil der Banken in der Londoner City zu reformieren.

Sunak hatte am Montagabend erklärt:

"Wir haben große Fortschritte bei der Nutzung der durch den Brexit gewonnenen Freiheiten gemacht, um die Herausforderungen der nächsten Generation zu bewältigen."

Er hatte hinzugefügt:

"Ob wir die schnellste Einführung von Impfstoffen in Europa anführen, Handelsabkommen mit über 70 Ländern abschließen oder die Kontrolle über unsere Grenzen zurückgewinnen, wir haben einen Weg als unabhängige Nation mit Vertrauen eingeschlagen."

In der Bloomberg-Studie wird eingeräumt, dass die Berechnung der durch den Brexit verloren gegangenen Wirtschaftsleistung weder einfach noch präzise ist, nicht zuletzt, weil der Austritt aus der EU mit den durch die Corona-Krise verursachten seismischen Störungen zusammenfiel.

Laut den Autoren der Studie ist jedoch klar, dass die Wirtschaftsleistung des Vereinigten Königreichs nach dem Votum für den Austritt aus der EU im Jahr 2016 begann, und sich seitdem vergrößert hat.

Die unterdurchschnittliche Leistung ist zum Teil auf die Investitionen der Unternehmen zurückzuführen, die aufgrund der Unsicherheit darüber, was ein Leben außerhalb der EU bedeuten würde, ihre Investitionsentscheidungen zurückstellten.

Auch wenn sich diese Zurückhaltung teilweise auflöst, hat London noch einen weiten Weg vor sich, um den Rückstand gegenüber seinen wichtigsten Konkurrenten aufzuholen. Mit etwa neun Prozent des BIP liegen die Unternehmensinvestitionen unter dem Durchschnitt der G7-Länder von 13 Prozent.

Der Studie zufolge leidet Großbritannien nach wie vor unter Arbeitskräftemangel. Der Brexit habe dabei nicht unwesentlich dazu beigetragen.

Hanson und Andrade schätzen, dass im Vereinigten Königreich 370.000 EU-Arbeitnehmer weniger beschäftigt sind, als es der Fall gewesen wäre, wenn Großbritannien im Binnenmarkt geblieben wäre – eine Zahl, die nur teilweise durch die Zuwanderung von Nicht-EU-Bürgern ausgeglichen wird.

"Die Verknappung der Arbeitskräfte erhöht kurzfristig den Inflationsdruck und schränkt das potenzielle Wachstum auf längere Sicht ein", schreiben die Ökonomen. Und weiter:

"Das sind keine guten Nachrichten für eine Wirtschaft, deren langfristige Aussichten mit einem Trendwachstum von etwas über einem Prozent düster sind."

In Bezug auf den Handel ist das Bild etwas weniger dunkel, da die Ökonomen zu dem Schluss kommen, dass der Brexit keine klaren Spuren zu hinterlassen scheint. Sie schreibe dazu:

"Wenn es eine Zeit lang so aussah, als würden die mit der EU im Jahr 2021 verhängten Barrieren einen Keil zwischen das Vereinigte Königreich und die Handelsleistung der G-7 treiben, scheint dieser Unterschied nicht mehr so signifikant zu sein."

Dennoch seien die Handelsdaten methodischen Überarbeitungen unterworfen, die den Vergleich möglicherweise trüben könnten. Längerfristig erwarten die Autoren der Studie, dass der Handel die Hauptlast der Auswirkungen des Austritts aus dem Binnenmarkt tragen wird.

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