Asien

Lockdown in Shanghai: Drastische Auswirkungen auf globale Lieferketten befürchtet

Aufgrund der "Null-COVID"-Strategie befindet sich die chinesische Metropolregion Shanghai seit Ende März im Lockdown. Da Shanghai aufgrund des größten Containerhafens der Welt eine herausragende Rolle im Welthandel spielt, erwarten Experten drastische Auswirkungen auf die globalen Lieferketten.
Lockdown in Shanghai: Drastische Auswirkungen auf globale Lieferketten befürchtetQuelle: www.globallookpress.com © Ding Ting/XinHua

Da die chinesische Regierung weiterhin an der "Null-COVID"-Strategie festhält, befindet sich die Metropolregion Shanghai seit Ende März im Lockdown. Infolge der restriktiven Corona-Politik als Vorgehen auf mehrere Corona-Verdachtsfälle wurden auch zahlreiche Fabriken geschlossen und das Be- und Entladen von Schiffen im Hafen von Shanghai, dem größten Containerhafen der Welt, ist stark eingeschränkt.

Nun wächst unter Experten die Sorge, dass die von den Behörden verhängten Einschränkungen die internationalen Lieferketten empfindlich stören und den weltweiten Wirtschaftsaufschwung nach zwei Jahren Corona-Pandemie erneut abwürgen. Eine Abriegelung der Metropolregion Shanghai könnte, vor allem, wenn sie länger dauert, aufgrund ihrer entscheidenden Rolle im Welthandel schwerwiegende Folgen für den Rest der Welt haben. Shanghai und die umliegenden Regionen gehören zu den größten Produktionszentren Chinas.

Erste Auswirkungen wurden bereits sichtbar: So musste Tesla seine Giga-Fabrik in Shanghai am 28. März schließen und hat erst drei Wochen später die Produktion in seinem Werk in Shanghai wieder aufgenommen. Sein chinesischer Konkurrent Nio setzte am 8. April die Produktion aus und begründete dies mit einer Zunahme an Corona-Fällen in Shanghai und weiteren Provinzen, in denen das Unternehmen Werke betreibt.

Bruce Pang, Leiter der Makro- und Strategieforschung bei China Renaissance Securities in Hongkong, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Al Jazeera, dass der Shanghai Containerized Freight Index, der aufgrund des Krieges in der Ukraine bereits rückläufig ist, weiter sinkt, was auf einen Rückgang der Exporte in Shanghai hindeute.

"Chinas schlimmster COVID-Ausbruch könnte zu Verzögerungen und höheren Preisen führen, was die Erholung verzögern und die globale Inflation weiter anheizen könnte", so Pang.

Julian Evans-Pritchard, leitender China-Ökonom bei Capital Economics, einem Beratungsunternehmen mit Sitz in London, erklärte gegenüber Al Jazeera, dass die Auswirkungen bisher allerdings begrenzt seien, da viele Firmen weiterhin nach dem sogenannten Closed-Loop-System, bei dem die Beschäftigten während der Schließung an ihrem Arbeitsplatz blieben, arbeiten:

"Viele leben bereits in normalen Zeiten in vom Arbeitgeber bereitgestellten Schlafsälen."

Zudem könnten die chinesischen Händler die Folgen kurzzeitig durch Lagerbestände kompensieren. Wenn sich der Lockdown jedoch länger hinzieht, könnte dies zu einer Produktknappheit sowohl innerhalb als auch außerhalb Chinas führen. Auch hierfür gibt es bereits Anzeichen: Wie aus einem Bericht der in Hongkong ansässigen Experten des spanischen Finanzdienstleisters BBVA vom 7. April hervorgeht, ist der Fahrzeugfrachtverkehr im Hafen von Shanghai während der Sperrung stark zurückgegangen, während die Zahl der Schiffe, die außerhalb des Hafens warten, zunimmt.

China könnte die Folgen zwar etwas abmildern, indem es andere Häfen nutzt, denn sieben der zehn größten Containerhäfen der Welt, darunter Shanghai, Ningbo-Zhoushan, Shenzhen, Guangzhou, Qingdao, Hongkong und Tianjin, liegen in China. Dennoch trägt der Hafen in Shanghai die größte Last, da im Jahr 2021 allein 20 Prozent des chinesischen Frachtverkehrs dort abgewickelt wurden. Somit dürfte es schwierig werden, die Lücke zu schließen, wenn im Hafen von Shanghai der Betrieb stockt. Die Folgen für die globalen Lieferketten bekäme man deutlich zu spüren.

Asiatische Schwellenländer wie Vietnam und Kambodscha könnten am stärksten betroffen sein, da sie in der Produktion von chinesischen Vorprodukten abhängig sind, warnte Capital Economics in jüngsten Berichten. Chinesische Komponenten tragen 24 Prozent zur Bruttowertschöpfung des vietnamesischen verarbeitenden Gewerbes bei.

Aber auch andere Länder dürften von den Folgen betroffen sein: Waren, die direkt oder indirekt aus China importiert werden, machen mehr als 20 Prozent der Gesamteinfuhren Japans aus, und mehr als 15 Prozent der Einkäufe der USA aus dem Ausland. Auch die Exporte in die EU bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau. Somit dürfte auch Deutschland davon betroffen sein: Bereits Ende März erklärte Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, gegenüber dem NDR, er gehe davon aus, dass in etwa sechs bis acht Wochen weniger Schiffe im Hamburger Hafen ankommen werden.

Unterdessen stellen sich nun erneut Fragen über die wirtschaftliche Logik der "Null-COVID"-Strategie des Landes. Im Rahmen der Null-Toleranz-Strategie sperrt China beim Auftreten neuer Fälle ganze Städte ab, obwohl die große Mehrheit der Welt mittlerweile von strengen Maßnahmen abrückt und lernt, mit dem Virus zu leben. Mittlerweile gibt es aber auch Anzeichen, dass die Behörden zunehmend über die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der drakonischen Lockdowns besorgt sind.

Am 11. April kündigten die Behörden in Shanghai leichte Lockerungen der Maßnahmen an, um den Bewohnern von Gebieten, in denen die Coronalage unter Kontrolle ist, mehr Bewegungsfreiheit zu gewähren. Den Bewohnern von Gebieten, in denen seit 14 Tagen keine Fälle mehr gemeldet wurden, ist es jetzt beispielsweise gestattet, ihre Häuser zu verlassen, sofern sie die Hygienemaßnahmen befolgen und in ihrem Unterbezirk bleiben. In Gebieten, in denen seit sieben Tagen kein Fall aufgetreten ist, dürfen die Bewohner zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort Lebensmittellieferungen abholen oder spazieren gehen.

Mehr zum Thema - Shanghai-Politik nach neuen Corona-Befunden: Null-COVID-Strategie oder Dystopie?

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.