Europa

"Hin zu einer neuen Normalität" – Weitere Proteste wegen gestiegener Energiepreise

Bundesfinanzminister Lindner (FDP) hat am Mittwoch angekündigt, dass die gestiegenen Gaspreise in Europa sich wohl auf dem Niveau des Weltmarktpreises für Flüssiggas konsolidieren werden. Vielerorts wurde jedoch bereits gegen zu hohe Kosten protestiert – so am Mittwoch auch in Belgien.
"Hin zu einer neuen Normalität" – Weitere Proteste wegen gestiegener EnergiepreiseQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Christopher Neundorf/ Global Look Press

Der Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) rechnet damit, dass die sehr hohen Gaspreise in Europa zwar wieder etwas zurückgehen werden. "Wir gehen davon aus, dass in absehbarer Zeit – 2023 – wir eine Normalisierung erfahren werden, nicht auf dem alten Niveau, aber auf dem Niveau des Weltmarktpreises für Flüssiggas", sagte Lindner am Mittwoch nach Angaben des Nachrichtenportals The Pioneer bei einer Veranstaltung. Der Gaspreis werde dann "immer noch herausfordernd" sein, aber "nicht ruinös". Es gehe jetzt darum, eine Brücke zu bauen, "hin zu einer neuen Normalität gestiegener Energiepreise".

Lindner verteidigte den am Mittwoch vereinbarten Staatseinstieg beim Gasimporteur Uniper. "Wir haben Unternehmen, die wir vor der Insolvenz, dem Zusammenbruch schützen, weil dahinter möglicherweise eine Entwicklung steht wie bei Lehman", sagte er auf der Veranstaltung des Nachrichtenportals. Mit der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 wurde aus einer Immobilienblase in den USA eine globale Finanzkrise.

Die Begleiterscheinungen einer solchen "neuen Normalität", welche für Bestverdiener wie Lindner selbst womöglich tatsächlich "nicht ruinös" sein wird,  zeichnen sich bereits seit einiger Zeit in verschiedenen Ländern ab, da zu viele Bürger die gestiegenen Kosten einfach nicht mehr zahlen können und gegen die gestiegenen Energiekosten protestieren, welche Teuerungen auch noch in allen anderen Wirtschaftsbereichen nach sich ziehen.

Am Mittwoch versammelten sich Tausende von Menschen in der belgischen Hauptstadt Brüssel zu einem "nationalen Aktionstag", um gegen die explodierenden Strom-, Erdgas- und Lebensmittelpreise zu protestieren und auf den starken Anstieg der Lebenshaltungskosten aufmerksam zu machen.

Nach Angaben der Gewerkschaften und der Stadtpolizei nahmen rund 10.000 Menschen daran teil. Menschen aus dem ganzen Land versammelten sich und zogen hinter Transparenten mit der Aufschrift "Das Leben ist viel zu teuer, wir wollen jetzt Lösungen" und "Alles wird teurer, nur unsere Löhne nicht" oder trugen Plakate mit der Aufschrift "Stoppt die Preise, nicht die Menschen". Der Stadtverkehr wurde dadurch beeinträchtigt.

Eine Umfrage in belgischen Medien in dieser Woche ergab, dass 64 Prozent der Befragten befürchten, ihre Strom- und Gasrechnungen, die sich im letzten Jahr mehr als verdoppelt haben, nicht mehr bezahlen zu können. 80 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bereits versuchen, Energie und Wasser zu sparen.

"Wenn wir einkaufen gehen, kostet das, was im Einkaufswagen liegt, jetzt 20, 30 Euro mehr oder sogar noch mehr, je nachdem, in welchem Geschäft man sich befindet. Wir kommen an einen Punkt, an dem unsere Brieftaschen nicht mehr mithalten können", sagte Pascal Kraeso, ein Demonstrant aus Brüssel.

Letzten Monat warnte Premierminister Alexander De Croo, dass "die nächsten fünf bis zehn Winter schwierig werden", da die hohen Strom- und Erdgaspreise durch den Krieg in der Ukraine angeheizt würden.

Die 27 Mitgliedsländer der Europäischen Union haben sich darauf geeinigt, den Gasverbrauch in diesem Winter um durchschnittlich 15 Prozent zu senken und insbesondere die Nachfrage während der Spitzenzeiten zu reduzieren. Die EU-Energieminister treffen sich in der kommenden Woche, um über die Krise zu raten.

In Großbritannien, Österreich, Italien und weiteren Ländern haben die Bürger ebenfalls schon gegen die Kostenexplosionen protestiert. Laut einer aktuellen Studie von Verisk Analytics, einem Risikoberatungsunternehmen, wird es in zahlreichen Ländern weltweit verstärkt Unruhen geben. Diese könnten wiederum hohe Kosten für öffentliches und privates Gut bedeuten. Zivile Unruhen könnten demnach nur durch ein Ende der zu hohen Kosten aufgehalten werden.

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