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"Wir jagen und erschießen sie wie Schweine" – Britische Zeitung feiert ukrainischen Rachefeldzug

Ukrainische Offizielle protzen mit ihrer mörderischen Brutalität vor der britischen Presse und weihen sie in weitere Mordpläne ein. Und wie empfinden das die Journalisten? Sie erklären ihren Lesern, warum das richtig und gerecht sein soll.
"Wir jagen und erschießen sie wie Schweine" – Britische Zeitung feiert ukrainischen RachefeldzugQuelle: Gettyimages.ru © Scott Peterson

Es ist nun amtlich. Die ukrainische Regierung tötet ihre eigenen Bürger, sollten sie sich der Kooperation mit den Russen verdächtig machen. Die Zahl der schon getöteten "Kollaborateure" geht in die Dutzende. In einer Liste, die der britischen Zeitung Daily Mail von einer Kiewer Regierungsquelle zugespielt wurde, sind 29 Vergeltungsmorde aufgeführt, dazu kommen 13 weitere Attentatsversuche, bei denen einige Opfer verwundet wurden.

"Es wurde eine Jagd auf Kollaborateure ausgerufen, und ihr Leben ist nicht durch das Gesetz geschützt", sagte Anton Geraschtschenko, ein Berater des Innenministeriums, gegenüber der Zeitung und fügte hinzu:

"Unsere Geheimdienste eliminieren sie und erschießen sie wie Schweine."

Kiew hat bereits Ermittlungen gegen 1.309 mutmaßliche Verräter und 450 Strafverfahren gegen Kollaborateure eingeleitet, die beschuldigt werden, "ihr eigenes Land und ihre Nachbarn verraten zu haben", berichtet Daily Mail weiter.

"Andere werden von Widerstandskämpfern aufgespürt und abgeschlachtet."

Ja, Sie haben es richtig gelesen, das ist genau die Wortwahl, mit der der Autor des Berichts, Ian Birrell, das terroristische Treiben der Ukrainer beschreibt. Er verliert nicht nur kein Wort der Kritik gegenüber dieser zur Schau gestellten Gesetzlosigkeit. Er rechtfertigt sie auf der ganzen Linie und stellt sie als den gerechten Zorn der edlen Vaterlandsverteidiger dar. 

Was haben die Opfer der ukrainischen Racheakte genau verbrochen? Sie hätten laut Daily Mail die russischen Besatzer bei ihren Gräueltaten und Kriegsverbrechen unterstützt. Bei den Beweisen stützt sich die Zeitung ausschließlich auf die Angaben der ukrainischen Geheimdienste und Ermittlungsorgane, die für mittlerweile unzählige Lügengeschichten und Provokationen bekannt sind. Dabei nimmt sie vier Protagonisten als charakteristisches Beispiel und porträtiert sie. 

Der eine ist Oleg Kalaida, der arbeitslose ehemalige Sicherheitschef einer Hühnerfarm, der von den Russen zum Polizeichef in Balakleja im Gebiet Charkow befördert wurde. Er soll Helfer des russischen Sicherheitsdienstes FSB gewesen sein. Der FSB habe Verdächtigte bei den Verhören brutal geschlagen, mit Stromschlägen traktiert und Scheinhinrichtungen inszeniert.

Ein kleines Detail: Seine tendenziell prorussischen Ansichten hat Kalaida offenbar bereits vor Beginn der russischen Militäroperation nicht verborgen, weil er laut seinem mit Siegesehrungen verzierten Facebook-Foto den Sieg über den Nazismus im Großen Vaterländischen Krieg öffentlich gewürdigt hat. 

Dass die russischen Sicherheitsorgane durchaus Anlass hatten, in den von ihnen kontrollierten Gebieten aktiv zu werden, zeigt ausgerechnet das traurige Schicksal des zweiten angeblichen Kollaborateurs, Iwan Suschko. In seiner Funktion als Bürgermeister des Städtchens Michailowka im Gebiet Saporoschje wurde er in seinem Auto von einer ukrainischen Sabotage-Gruppe in die Luft gesprengt. Seine kleine Adoptivtochter befand sich ebenso im Wagen und entging nur knapp dem Tod. Als ob dies für das Todesurteil eine Rolle spielen würde, teilt die Zeitung vielsagend mit, dass Suschko zuvor sein Geld als Hochzeitsredner verdiente.

Das Blatt will betonen, dass die "Kollaborateure" in ihrem Leben in der Ukraine als Verlierer galten. Die Ankunft der Russen hätten sie als ihre Aufstiegschance begriffen. So wie die ehemalige Schauspielerin Natalia Romanichenko, die online Pelmeni und Würstchen verkauft haben soll. Als Bürgermeisterin der Stadt Wasiljewka im Gebiet Saporoschje steht sie ebenso auf der ukrainischen Abschussliste. Auf dem von der Zeitung geteilten Foto schaut eine attraktive junge Frau kokettierend in die Kamera. Erschwerender Umstand: Genauso wie Kalaida und Suschko hat auch sie und ihre Familie den Sieg über den deutschen Nazismus gefeiert. 

Der vierte Protagonist ist Wladimir Saldo, der ehemalige Chef der provisorischen Militärzivilverwaltung des Gebiets Cherson, das infolge eines Referendums vor wenigen Tagen zum russischen Staatsgebiet wurde. Auf ihn wurde im August ein Giftanschlag verübt, den er überlebte. In seinem früheren Leben war Saldo langjähriger Bürgermeister der Stadt Cherson. 

Immer wieder kommt die Daily Mail auf Foltervorwürfe gegen russische Soldaten zu sprechen. Als es um deren Details geht, bleiben die ukrainischen Ermittler allerdings ungenau. "Die Folterungen waren alle unterschiedlich", sagte ein leitender Beamter aus der Region Charkow. "Ich werde sie nicht alle beschreiben... aber die leichteste war die Folterung mit Strom." 

Doch diese extrem dünne Beweislage gegen "die russischen Besatzer" und ihre angeblichen Statthalter hinderte die Zeitung nicht, eine Parallele zu Holocaust-Helfern zu ziehen. Für sie sind diese Menschen so etwas wie Wiedergänger der Nazi-Kollaborateure im Zweiten Weltkrieg. Die Tatsache, dass die Ukraine selbst die blutigsten und prominentesten von ihnen auf staatlicher Ebene feiert, stieß bei der britischen Zeitung auf keinen Dissens. Ausgerechnet diesem Geschichtsrevisionismus wollten sich aber die angeprangerten Protagonisten des Artikels nicht beugen. Allein dieser Umstand könnte ihnen den Anlass liefern, in der Ankunft der Russen keine Besatzung, sondern die Befreiung zu sehen – vom Neonazismus. 

Das Ende des Artikels kommt einem Schuldeingeständnis nahe, ohne jegliches Ekelgefühl, Kritik oder zumindest journalistische Distanz – jene Dinge, die beim Berichten über dieses schwierige Thema angebracht wären. Es heißt, die Morde würden durch ukrainische Spezialkräfte geplant werden und seien zunehmend gut organisiert. Die Partisanen würden versuchen, durch solche Morde Angst zu verbreiten, indem sie die Waffenlager und Infrastruktur für Nachschublinien zerstören und Einwohner einschüchtern, die mit dem Feind zusammenarbeiten sollen. Und noch ein Puzzleteil im Bild: 

"In einer Stadt haben Aktivisten Bilder eines örtlichen Friedhofs online gestellt, auf denen die Namen von Kollaborateuren auf den Grabsteinen stehen. Die Geburtsdaten sind korrekt, aber die Todesdaten wurden ausgelassen."

Es sammeln sich immer mehr Hinweise, dass diese Morddrohungen wahr werden, solange die "Befreier" die von ihnen zurückeroberten Orte betreten. Damit kann die Zahl der getöteten "Kollaborateure" und sonstiger Opfer der Willkür viel höher liegen als die offiziell angegebenen 29. Im Netz kursieren Videos, in denen ukrainische Soldaten prorussische Bürger als biologischen Müll bezeichnen, den sie beseitigen wollen. Am Freitag teilte der stellvertretende Verwaltungschef des Gebiets Cherson mit, dass in einem Dorf im Norden der Region ukrainische Soldaten 16 Zivilisten erschossen haben sollen: "Dies geschah vor den Augen eines Zeugen, er hat es selbst gesehen." Unabhängig lässt sich diese Meldung derzeit nicht prüfen. Aber solche Verbrechen scheinen leider keinen bösen Fantasien entsprungen zu sein. 

In den vergangenen zwei Wochen haben ukrainische Streitkräfte zwei Zivilistenkonvois mit Artillerie beschossen und die russische Seite des Beschusses beschuldigt. Doch der Vorwurf klingt wenig überzeugend – die Zivilisten wollten auf die russisch kontrollierte Seite der Grenze ausreisen. Aus ukrainischer Sicht machten sie sich damit vermutlich der Kollaboration schuldig. Bis zu 60 Personen starben, darunter mehrere Kinder. Im April gab es einen Angriff auf einen Bahnhof in Kramatorsk mit 60 Toten und im Juni auf ein Gefängnis mit den eigenen Kriegsgefangenen in Jelenowka. 

Der Artikel der Daily Mail hat niemanden gleichgültig gelassen – viertausend Leser nahmen an der Online-Diskussion teil. Ihre Kommentare zeigten, wie entfernt ihre moralischen Vorstellungen von denen der Presse sind. Fast alle Beiträge fielen differenziert und kritisch aus. Die sechs meist gelikten Kommentare prangerten einstimmig die Propaganda und Doppelstandards der Zeitung an: 

"Kriegsverbrechen nach Kriegsverbrechen. Oder Staatsverbrechen. Menschen aufgrund von Hörensagen zu töten, ist entsetzlich und ekelhaft."

"Das ist abscheulich, warum druckt eine Zeitung so etwas? ... wie grotesk, Tod und Folter zu feiern. Egal, auf welcher Seite man sich wähnt, man hat alle seine Prinzipien aufgegeben, wenn man in Tod und Sadismus schwelgt." 

"Endlich geben sie offen zu, dass sie Kriegsverbrechen an ihrem eigenen Volk begehen?"

"Die Tötung dieser Menschen ist zweifellos ein Kriegsverbrechen. Sie sind nicht besser als das, was sie Russland vorwerfen."

"Die Mehrheit auf der östlichen Seite [der Ukraine] betrachtet sich als russisch und fühlt sich unterdrückt. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, was für den einen ein Verräter ist, ist für den anderen ein Freiheitskämpfer."

"Das ist alles nur noch Propaganda. Wir schicken ihnen Milliarden, ohne Rechenschaft abzulegen."

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.