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Nach russischen Schlägen gegen Infrastruktur braucht die Ukraine wieder eine erfolgreiche Offensive

Es mehren sich die Hinweise auf eine ukrainische Truppenkonzentration an der Kontaktlinie an der südlichen Front. Nach den verheerenden Angriffen auf die Energieinfrastruktur müsste die Ukraine jetzt in die Offensive gehen, schreiben russische Militärkorrespondenten.
Nach russischen Schlägen gegen Infrastruktur braucht die Ukraine wieder eine erfolgreiche OffensiveQuelle: www.globallookpress.com

Russland hat in den vergangenen zwei Tagen mehrere hundert verheerende Schläge mit Präzisionswaffen gegen die ukrainische Energieinfrastruktur durchgeführt. Betroffen sind dutzende Objekte, darunter Wärmekraftwerke und Umspannwerke in insgesamt 14 Städten sowie mehrere Waffenlager, Stäbe und Militärhauptquartiere.

Nach öffentlich zugänglichen Daten sind etwa 15 Prozent der gesamten Stromerzeugung betroffen. Das führte bereits zum Lieferstopp des überschüssigen Stroms in die Länder der EU. Auch die ukrainische Industrie, die ohne den Energiesektor nicht existieren kann, ist betroffen. Produktionskürzungen und Verlust von Arbeitsplätzen könnten bald die Folge sein.

Ukrainische Offizielle üben sich in dieser Situation in Durchhalteparolen und rufen die Bevölkerung zum Zusammenhalt gegen die "steinzeitigen Orks" (so werden die Russen in der ukrainischen politischen Kommunikation genannt) auf. Ein schneller Sieg auf dem Schlachtfeld oder zumindest ein weiterer gelungener Durchbruch an der Front könnte zumindest einen Stimmungsumschwung bewirken.

Die Zeit dafür wird aber knapp, denn in Russland könnten die ersten 200.000 mobilisierten Reservisten schon in den nächsten vier bis acht Wochen an die Front entsendet werden. Die ersten von ihnen sind bereits im Donbass an den Verteidigungslinien im Hinterland eingetroffen. Experten schätzen deshalb mit einer russischen Gegenoffensive noch in diesem Jahr.

Seit dem Wochenende häufen sich die Meldungen in den russischen Militärkanälen auf Telegram über ukrainische Truppenbewegungen und eine verstärkte Aktivität der ukrainischen Militäraufklärung. Allein in der Region Saporoschje konnten nach Angaben der Regionalverwaltung nur auf einem kleinen Frontabschnitt sieben solcher Gruppen für Aufklärung und Sabotage verhindert werden. "So inspizieren die Ukrainer die Schwachstellen an der ersten Verteidigungslinie", sagte ein Regionalbeamter im russischen Fernsehen.

Diese Richtung für die Ukraine ist deshalb interessant, weil die Zurückeroberung vom Küstenstreifen nordöstlich der Krim die Truppenversorgung der russischen Truppen in der benachbarten Region Cherson auf dem Landweg verhindern könnte.

Auch im Grenzgebiet zur Region Charkow an der Linie Kremennaja-Swatowo in der Lugansker Volksrepublik ist die nächste Offensive möglich. Am Montag gab es Meldungen, dass für die Verstärkung an diesem Frontabschnitt Teile der ukrainischen Truppen aus den Orten an der russisch-ukrainischen Grenze im Charkower Norden abgezogen wurden. Der russische Militärkorrespondent des staatlichen Rundfunkunternehmens WGTRK Jewgeni Poddubny fasste all diese Informationen am Dienstagnachmittag auf seinem Telegram-Kanal zusammen:

"In der Nähe der Kremennaja-Swatowo-Linie wurde eine (ukrainische) Kampftruppe von etwa 35.000 bis 40.000 Mann gebildet. Im Süden, in Saporoschje, zeigt sich das gleiche Bild. Es gibt Berichte über Dnjepr-Wassereinleitungen an den Kaskaden der Wasserkraftwerke. Der Kachowka-Damm (im Gebiet Cherson) ist hier ein mögliches Ziel. Darüber hinaus hat der Feind seine Pläne für eine taktische Landung in der Nähe von Energodar und einen Versuch, das AKW Saporoschje zu erobern, nicht aufgegeben."

Wie ernst die Lage derzeit für die Ukraine ist, zeigte auch die jüngste Besorgnis ihrer westlichen Unterstützer. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zog im Vorfeld des Treffens der Verteidigungsminister der Allianz am 12. und 13. Oktober wieder hypothetisch eine mögliche Niederlage der Ukraine in Betracht:

"Es ist wichtig, dass die Ukraine gewinnt. Wenn Putin gewinnt, wäre das nicht nur eine große Niederlage für die Ukraine, sondern auch eine Niederlage für uns alle, weil es die Welt gefährlicher und uns anfälliger für russische Aggressionen machen würde."

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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.