Europa

Kiew feiert Unabhängigkeitserklärung von 1941 mit klarem Bezug zum "Führer Adolf Hitler"

Im ukrainischen Parlament gab es jüngst eine Ausstellung zur "Wiederherstellung des ukrainischen Staates", in der die sogenannten Helden von 1941 glorifiziert wurden, aber auch Nazi-Deutschland gepriesen worden sein soll. Kiew stellt genau dies in Abrede.
Kiew feiert Unabhängigkeitserklärung von 1941 mit klarem Bezug zum "Führer Adolf Hitler"

Am 30. Juni jährte sich ein für die gegenwärtige Regierung in der Ukraine augenscheinlich wichtiges Ereignis zum 77. Mal. Damals, am gleichen Datum des Jahres 1941, rief der Anführer der "Organisation ukrainischer Nationalisten" (OUN) die "Wiederherstellung des ukrainischen Staates" aus. Diese Ausrufung eines ukrainischen Staates erfolgte ohne Wissen seines wichtigsten Verbündeten: Nazi-Deutschland.

Nur eine Woche vor der Veröffentlichung der Unabhängigkeitserklärung, am 22. Juni 1941, hatte der Ostfeldzug (Unternehmen Barbarossa) der Nazis gegen die Sowjetunion begonnen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der ukrainische Nationalistenführer Stepan Bandera bereits seit fast zwei Jahren in Diensten der Nazis, denen er die Freiheit aus dem polnischen Gefängnis in Brest-Litowsk verdankt. Er war wegen des Mordes an Polens Innenminister Bronislaw Pieracki am 15. Juni 1934 in Warschau zum Tode verurteilt wurde. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen wurde er von Offizieren der deutschen Abwehr befreit und rekrutiert. Im besetzten Krakau leistete Bandera für einige Zeit Dienst für die Abwehr, bevor er schließlich mit der "Operation Konsul II", in Anlehnung an die "Schwarze Reichswehr" der Weimarer Republik, betraut wurde.

Bandera mit Sabotageaufgaben gegen die Sowjetunion betraut

Wie die "Schwarze Reichswehr" eine rechtsradikale und nationalistische paramilitärische Organisation war, deren Aufgabe die Zerstörung der Weimarer Republik darstellte, sollten auch die Operationen Konsul I und Konsul II als Instrument der Nazis gegen die Sowjetunion verwendet werden. Laut Aussage des Abwehroffiziers Erwin Stolze vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal wurde Bandera mit folgender Aufgabe betraut:

Ich hatte unter anderem persönlich den Anführern der ukrainischen Nationalisten – Melnyk (Deckname 'Konsul I') und Bandera – die Weisung gegeben, sogleich nach dem Überfall Deutschlands auf Russland provokatorische Putsche in der Ukraine zu organisieren mit dem Ziele, die Sowjettruppen in ihrem unmittelbaren Hinterlande zu schwächen, sowie auch die internationale öffentliche Meinung im Sinne einer sich angeblich vollziehenden Zersetzung des sowjetischen Hinterlandes zu beeinflussen. Es wurden von Abw. H auch spezielle Sabotagetrupps für die Unterwühlungstätigkeit in den baltischen Republiken der S.U. vorbereitet.

Um das bereits vorhandene Gebilde der "Organisation ukrainischer Nationalisten" besser nutzen zu können, setzten die Nazis Bandera an deren Spitze und versorgten ihn mit Geld und Waffen. Doch statt sich erkenntlich zu zeigen, verfolgte er seine eigenen Pläne mit einer unabhängigen Ukraine, die er am liebsten sich von der polnischen Westukraine über die sowjetische Ukraine bis hin nach Ruthenien erstrecken sehen wollte. Eine Unabhängigkeitserklärung war deshalb nur erste Schritt. Und darin heißt es unter Punkt 3:

Der neugeformte ukrainische Staat wird eng mit dem nationalsozialistischen Großdeutschland zusammenarbeiten, unter der Führung von dessen Führer Adolf Hitler, der eine neue Ordnung in Europa und in der Welt formt und dem ukrainischen Volk hilft, sich selbst von Moskaus Besatzung zu befreien.

Genau diesen Originalzeitungsausschnitt mit der Unabhängigkeitserklärung und der Referenz an die Nazis wurde vergangene Woche auch vom ukrainischen Parlament in Kiew zur Gedenkfeier des 77. Jahrestages kommentarlos ausgestellt. Doch auf der Internetseite des Parlaments, wo die Ausstellung ja auch gezeigt wird, wird genau dieser Bezug zu den Nazis in Abrede gestellt, obwohl es jedermann vor sich sehen konnte:

Der Akt der Wiederherstellung des ukrainischen Staates deklarierte eine unabhängige ukrainische Politik. Der internationalen Gemeinschaft wurde mitgeteilt, dass das ukrainische Volk keine imperiale Besatzung duldet, weder [durch] Kommunisten noch durch Nazis, [und] dass die Ukrainer bis zum Ende weiterkämpfen werden.

Ukrainisches Selbstbild erlebt wegen Bandera den Clash der Narrative

Überhaupt hat die Glorifizierung von Nationalisten und Nazikollaborateuren aus dem Zweiten Weltkrieg ein Problem geschaffen, welches die Vergangenheitsbewältigung mit der Schaffung eines neuen historischen Narratives zusammenprallen lässt. Obwohl Fackelläufe mit Bandera-Konterfei zur Normalität geworden sind, Straßen nach Stepan Bandera unbenannt werden und auch Angriffe gegen Minderheiten in der Ukraine zunehmen, will man Bilder aus der Vergangenheit am besten ganz tief vergraben und vergessen, die eine ukrainische Willkommenskultur für einmarschierten Nazis zeigen. Übrigens eine historische Parallele zu Kroatien und der Zeit des "Unabhängigen Staates Kroatien" (NDH – Nezavisna Država Hrvatska).

Der 1941 ausgerufene ukrainische Staat existierte eine Woche lang auf dem Papier, bevor die Deutschen den Quertreiber Stepan Bandera erneut gefangen genommen haben und ihn in das KZ Sachsenhausen steckten. Die moderne ukrainische Geschichtsschreibung – und die seiner Apologeten – zeichnen ein ganz anderes Bild von Bandera und der ukrainischen Kollaborateure. Demnach wäre Bandera nur ein Zweckbündnis mit den Nazis eingegangen, was vermutlich auch nicht falsch ist, aber es wird auch behauptet, dass er im Grunde genommen nichts mit der nationalsozialistischen Ideologie gemein hätte.

Dieser Sichtweise widerspricht ein CIA-Bericht aus dem Jahr 1954. Darin wird der Machtkampf zwischen der "Organisation ukrainischer Nationalisten" auf der einen Seite und Stepan Bandera im bayerischen Exil in München auf der anderen Seite beleuchtet. Das "Führerprinzip, das einst charakteristisch für die OUN war", wurde auf dem "dritten Großen Kongress der OUN" im August 1943 abgeschafft. Doch für Bandera kam das nicht in Frage. Zusammen mit seinen engsten Gefährten, Jaroslaw Stetsko und Stefan Lenkavsky, stritt er mit dem "ukrainischen Obersten Befreiungsrat" und sprach dem Rat die Legitimierung für diesen Schritt ab. Er forderte nun nicht mehr die Unabhängigkeit der Ukraine, mit diesem Projekt war er gescheitert, sondern die Wiederherstellung des "Führerprinzips" in der OUN.

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