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Israel zerstört Haus eines amerikanischen Palästinensers – Scharfe Kritik der US-Botschaft

In einer Strafaktion haben israelische Armeekräfte das Haus der Familie eines palästinensischen US-Amerikaners zerstört, der im Mai im Westjordanland einen israelischen Bürger ermordet und zwei weitere verwundet haben soll. Die US-Botschaft verurteilte den Schritt in ungewöhnlich deutlicher Form.
Israel zerstört Haus eines amerikanischen Palästinensers – Scharfe Kritik der US-BotschaftQuelle: www.globallookpress.com © Oday Daibes/Keystone Press Agency/ Global Look Press

Israel hat am Donnerstag die Kritik der USA auf sich gezogen, nachdem das israelische Militär das Haus der Familie eines palästinensischen US-Amerikaners zerstört hatte. Dieser wird beschuldigt, an einer Schießerei im besetzten Westjordanland beteiligt gewesen zu sein, bei der ein Israeli getötet und zwei weitere verwundet wurden.

Anfang Mai hatte ein Flüchtiger aus einem fahrenden Auto nahe der Stadt Nablus auf mehrere Menschen geschossen und so den 19-jährigen Jehuda Guetta tödlich verletzt und zwei weitere Studenten verwundet. Der US-Bürger Muntasir Shalabi wurde vier Tage später festgenommen und vor einem israelischen Militärgericht wegen der Schießerei angeklagt. In der Anklageschrift ist die Rede von einer geplanten Tat, bei der Shalabi seine Frau zu deren Elternhaus brachte, die Waffe aus seinem Heim holte, mit scharfer Munition lud und mit der Waffe auf dem Beifahrersitz zur Tapuach-Kreuzung fuhr.

Laut der israelischen russischsprachigen Zeitung Vesti, die sich auf die Anklageschrift beruft, habe Shalabi mehrere Schüsse abgegeben und dabei das Ziel verfolgt, so viele Israelis wie möglich zu töten. Einige seiner Familienmitglieder bestritten seine Beteiligung an der Schießerei, die sich an der Tapuach-​Kreuzung ereignete. Jedoch soll Shalabi gezielt geflohen sein. Er soll außerdem mit Bekannten über den Vorfall an der Kreuzung gesprochen, sich auf dem Land versteckt und eine neue SIM-Karte, Kleidung und Frisur zugelegt haben.

Am Donnerstag haben israelische Armeekräfte in einer Strafaktion das Haus der Familie von Shalabi in Turmus Ayya, einem Dorf, in dem laut Reuters viele palästinensische US-Amerikaner leben, dem Erdboden gleichgemacht, nachdem dessen Einspruch vor einem israelischen Gericht erfolglos geblieben war.

In der Klage argumentierten die Verwandten unter anderem, dass Shalabi die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitze und dieses Haus nicht sein permanenter Wohnsitz sei, sondern er die meiste Zeit im Ausland verbringe. Zudem behaupteten die Verwandten, dass er nach seiner Ankunft in einem palästinensischen Dorf nur in einem der Zimmer des Gebäudes wohnte, nicht aber im ganzen Haus. Das Gericht wies die Klage jedoch ab und erlaubte der Armee, das gesamte Haus, in dem Shalabis Frau und drei Kinder gewohnt hatten, abzureißen.

Laut der israelischen Regierung sollen solche Abrisse potenzielle palästinensische Angreifer abschrecken. Palästinenser und Menschenrechtsgruppen verurteilen dieses Vorgehen als kollektive Bestrafung. In einer Erklärung nach der Zerstörung des Hauses forderte die US-Botschaft in Jerusalem "alle Parteien auf, von einseitigen Schritten Abstand zu nehmen, die die Spannungen verschärfen und die Bemühungen untergraben, eine verhandelte Zweistaatenlösung des israelisch-palästinensischen Konflikts voranzutreiben".

"Dazu gehört sicherlich der strafende Abriss von palästinensischen Häusern", sagte ein Sprecher. "Wie wir schon mehrfach erklärt haben, sollte das Haus einer ganzen Familie nicht für die Handlungen eines Einzelnen abgerissen werden."

US-Kritik an der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern war selten während der Präsidentschaft von Donald Trump, dessen Administration Israels Siedlungen im Westjordanland – die von vielen Ländern als illegal angesehen werden – begrüßte und ausweitete.

Laut Haaretz gab eine Quelle im Büro von Premierminister Naftali Bennett eine Erklärung ab, in der es hieß: "Der Premierminister schätzt und respektiert die amerikanische Regierung. Gleichzeitig handelt er ausschließlich im Einklang mit den Sicherheitsüberlegungen des Staates Israel und dem Schutz des Lebens der israelischen Bürger."

The Jewish Press, eine US-amerikanische Wochenzeitung, die sich an die "moderne orthodoxe jüdische Gemeinde" richtet, schreibt mit Bezug auf Shalabi von einem Terroristen, erklärt die Politik der Abrisse als Abschreckung für potenzielle Terroristen und zitiert die Knesset-Abgeordnete Miriam Regev, die Washingtons Mahnung zurückwies und der vermeintlich "linken Regierung" von Ministerpräsident Bennett vorwarf, "lasch gegenüber den Amerikanern zu sein". Diese Schwäche setzt Regev in direkten Bezug zu Iran.

"Wenn es eine schwache Regierung in Israel gibt, wird die Schwäche sowohl in Washington als auch in Teheran erkannt. Das ist auch der Grund, warum sie versuchen, neue Gleichungen zu erzeugen, die der Sicherheit des Staates schaden", so Regev.

Shalabis Frau Sanaa, die mit drei ihrer Kinder in dem Haus in Turmus Ayya lebte, sagte, sie habe am Donnerstag mit ihrem Mann telefoniert. Sie beschrieb ihn als einen "Widerständler" und schwor, das Haus wiederaufzubauen.

"Sie wollen uns demoralisieren, aber wir sind unerschütterlich. Das ist die Situation des gesamten palästinensischen Volkes", sagte sie.

Israel hat das Westjordanland zusammen mit dem Gazastreifen und Ostjerusalem im Sechstagekrieg 1967 erobert. Die Palästinenser streben die Gebiete für einen zukünftigen Staat an. Derweil schafft Israel Fakten, auch durch die Siedlungspolitik, bei der von Palästinensern bewohnte Häuser zerstört werden. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen, bei denen palästinensische Zivilisten, darunter Kinder, mitunter ungestraft von israelischen Sicherheitskräften verwundet und getötet werden.

International wurde Israel wiederholt dafür verurteilt, Palästinenser zu vertreiben und Siedlungsaußenposten in der Region zu errichten. Die Vereinten Nationen warnten, dass der Versuch, Menschen aus den besetzten Gebieten zu vertreiben, ein Kriegsverbrechen darstellen könnte. Tel Aviv behauptete, dass seine Bürger ein Recht auf Land hätten, von dem die israelische Regierung behauptet, dass es die historische Heimat des jüdischen Volkes sei.

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