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Fake News: "Washington Post" stellte Lage der Donbass-Flüchtlinge absichtlich falsch dar

Reporter der "Washington Post" hatten russische Flüchtlingslager besucht – und verzerrten dann alles, was sie erfahren hatten. Sogar Aussagen der Freiwilligen, die den Donbass-Flüchtlingen helfen, waren verdreht, um in das antirussische Narrativ zu passen.
Fake News:  "Washington Post" stellte Lage der Donbass-Flüchtlinge absichtlich falsch darQuelle: Gettyimages.ru © Mikhail Kharitonov/EyeEm

von Stepan Kostezkij

Letzte Woche veröffentlichte die Washington Post (WP) einen ausführlichen Artikel mit dem Titel "Ukrainische Flüchtlinge in Russland berichten über Verhöre, Inhaftierungen und andere Misshandlungen", meldete rt.com am 19. Mai. Den Beitrag verfassten der ehemalige Moskauer Büroleiter der WP Michael Birnbaum und die Reporterin Mary Iljuschina (bekannt als Maria, als sie noch für russische Medien im Inland arbeitete). Zur Vorbereitung dieses Artikels besuchten die Reporter unter anderem ein russisches Flüchtlingsaufnahmezentrum und interviewten Danil Machnizki von "Gesellschaft. Zukunft", einer Organisation, die Freiwilligenarbeit in der Flüchtlingshilfe koordiniert. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts hilft diese Organisation Flüchtlingen, sammelt Spenden und bringt Hilfsgüter in Flüchtlingszentren in ganz Russland. Nach Angaben auf der Webseite der Gemeinschaft hätten 70 Freiwillige etwa 8.000 Flüchtlingen geholfen und über 6,8 Millionen Rubel (also etwa 100.000 Euro) für humanitäre Hilfe ausgegeben.

Was nach dem Interview mit der Washington Post herauskam, ist erstaunlich: In der endgültigen Fassung des Artikels wurden nicht nur die von den amerikanischen Journalisten in Russland ermittelten Fakten vollkommen entstellt, sondern auch Danils Worte völlig verdreht.

RT sprach mit Danil Machnizki über seine Arbeit mit Flüchtlingen und über das Interview, das er der Washington Post gegeben hatte.

"Wir arbeiten in ganz Südrussland, in dreizehn Regionen, wobei wir uns auf die Städte konzentrieren, die am stärksten von den Flüchtlingsströmen betroffen sind", sagte Machnizki gegenüber RT, "die Regierung stellt große Mengen an lebensnotwendigen Gütern zur Verfügung, und wir liefern andere Dinge, wie Kleidung, Hygieneartikel und Medikamente. Das alles wird durch Spenden von Menschen finanziert, die helfen wollen."

Machnizki hat mit temporären Flüchtlingseinrichtungen in Taganrog, Asow und anderen russischen Städten gearbeitet. Als die Journalisten der Washington Post mit ihm Kontakt aufnahmen, befand er sich in Rostow am Don. Er sagt, er habe schon vermutet, dass seine Geschichte verzerrt werden würde, aber alles schien zuerst ziemlich anständig abzulaufen.

"Mein Gespräch mit Birnbaum fand auf Englisch statt und dauerte eine Stunde oder anderthalb Stunden. Damals hielt ich Birnbaum für recht vernünftig – er stellte vernünftige Fragen, zeigte ein gutes Verständnis für die Fakten und sah nicht einmal so aus, als würde er der offiziellen ukrainischen Propaganda voll und ganz vertrauen", sagte Machnizki. Er hoffe nun, dass der Autor aus redaktionellen Gründen gezwungen war, die Geschichte zu verzerren; er wolle nicht glauben, dass Birnbaum ein anderes Motiv hatte.

"Er fragte mich, ob wir gesehen hätten, dass irgendwo Flüchtlinge gewaltsam festgehalten oder ihnen die Pässe abgenommen wurden. Und ich habe es so gesagt, wie es ist – wir haben mit Tausenden von Menschen gesprochen, und keiner von ihnen hat uns etwas Derartiges erzählt oder versucht, um Hilfe zu bitten."

Machnizki zufolge teilten die Flüchtlinge den Freiwilligen häufig ihre weiteren Pläne mit. Viele sagten, sie wollen weiterhin in Russland oder irgendwo im Ausland leben, während die meisten erklärten, sie würden lieber nach Hause zurückkehren.

"Freiwillige Helfer und Flüchtlinge bauen Beziehungen auf, die auf Vertrauen basieren", fuhr Machnizki fort. "Wenn man den Menschen Hilfe bringt, sehen sie einen nicht als Teil der Verwaltung oder der Behörden. Manchmal beschwerten sie sich über die Maßnahmen der Verwaltung oder über ihre Lebensbedingungen. Einige von ihnen ärgerten sich über ihre Situation – allein schon darüber, dass sie wegen der Kampfhandlungen weggehen mussten. Aber keiner der Tausenden von Menschen gab uns einen Hinweis darauf, dass sie verschleppt oder gewaltsam festgehalten wurden oder dass man ihnen ihre Dokumente abgenommen hätte."

Im Gespräch mit Machnizki erwähnte Birnbaum dagegen einige Fälle, in denen Menschen ihre Pässe abgenommen worden waren.

Machnizki erinnert sich: "Nun, darauf habe ich geantwortet, dass dies angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen möglicherweise geschehen sein könnte. Aber ich habe mit einer Vielzahl von Menschen gesprochen, auch mit Freiwilligen und Koordinatoren, und die Rückmeldungen, die ich erhielt, zeigen, dass so etwas nicht massenhaft vorkommt. In den wenigen Fällen, in denen dies geschah, wissen wir nicht, was genau der Grund dafür war. Manchmal versuchen Kämpfer sich als Flüchtlinge auszugeben, was aber nicht geht, sie dürfen sich nicht als Flüchtlinge ausgeben, sie müssen als Kriegsgefangene behandelt werden, also sind derartige Fälle unvermeidlich."

Machnizki sagt, dass nichts von dem, was er erzählt hatte, in Birnbaums Artikel in der Washington Post veröffentlicht wurde, außer diesem einen Satz: "Einige der Flüchtlinge verstehen nicht, wohin sie gehen, wenn sie sich registrieren lassen." Machnizki besteht darauf, dass diese Worte aus dem Zusammenhang gerissen und in eine Erzählung eingefügt wurden, die deren Bedeutung völlig verändert.

"Ich habe von einem Flüchtlingszentrum in Taganrog gesprochen, das Flüchtlinge aus Mariupol aufnimmt, bevor sie in andere Regionen Russlands weiterreisen können. Die Menschen verbringen dort höchstens ein oder zwei Tage", sagte er gegenüber RT, "In diesem Zentrum hingen einige Werbeplakate des Ministeriums für die Entwicklung des russischen Ostens. Sie laden Menschen ein, nach Chabarowsk zu kommen, und bieten einige Anreize wie Geld, bessere Kreditzinsen und sogar die Möglichkeit, einen ganzen Hektar Land zu bekommen. Und einige der Leute, die diese Plakate sahen, sprachen mit mir über diese Möglichkeit, obwohl sie nicht einmal wussten, wo Chabarowsk liegt. Niemand hat sie gezwungen, dorthin zu gehen, aber wenn man meine Worte aus dem Zusammenhang reißt, klingen sie so, als wüssten die Leute nicht einmal, wohin sie gehen werden. Das ist einfach eine Lüge."

Machnizki sagte auch, dass die Auswahl der Autoren des Beitrags von Birnbaum und Iljuschina recht aufschlussreich sei: "Die Reporter haben sich entschieden, mit Leuten zu sprechen, die nicht einmal direkt mit diesem Thema zu tun haben, wie beispielsweise mit dem US-Botschafter bei der OSZE. Woher soll der wissen, was vor Ort vor sich geht? Ich bin mir sicher, dass er noch nie einen Flüchtling in Russland getroffen hat. Auch andere Meinungen von Beamten aus den Vereinigten Staaten oder Kiew wurden wiedergegeben. Ich glaube, die einzige Person, mit der die Washington Post gesprochen hat und die einige Flüchtlinge gesehen haben könnte, war Laila Rogosina, die Leiterin des Aufnahmebüros des "Komitees für Bürgerhilfe". Doch was sie gesagt haben soll, scheint ziemlich fragwürdig zu sein, nämlich dass alle Flüchtlinge angeblich den ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht vertrauen und Angst haben, Russland zu kritisieren, wenn sie mit uns sprechen. Ich bin sicher, dass das nicht der Fall ist."

RT hat Birnbaum um einen Kommentar gebeten und ihm eine Plattform geboten, um auf Machnizkis Anschuldigungen zu antworten. Bislang liegt keine Antwort vor.

Übersetzt aus dem Englischen

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