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Russland warnt die Ukraine vor einer Wiederholung der Tschernobyl-Katastrophe

Moskau hat Kiew beschuldigt, Europas größtes Atomkraftwerk mit Artillerie beschossen zu haben. Anwohner fordern eine Schutzzone um das besetzte AKW. Es wurde Ende Februar unter russische Kontrolle gebracht, wird aber weiterhin von ukrainischem Personal betrieben.

Russland hat die Vereinten Nationen und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) aufgefordert, die Ukraine zu veranlassen, den Beschuss von Europas größtem Kernkraftwerk einzustellen. Moskau beschuldigt ukrainische Truppen, am vergangenen Freitag Artilleriegeschosse auf das Kernkraftwerk Saporoschskaja in der südlichen Region Saporischschja abgefeuert zu haben. Das Werk wurde Ende Februar von russischen Streitkräften eingenommen und gesichert, als Moskau seine militärische Sonderoperation im Nachbarland begann. Die Einrichtung wird weiterhin mit ukrainischem Personal, jedoch unter russischer Aufsicht betrieben.

Igor Wischnewetskij, ein hochrangiger Beamter für Rüstungskontrolle und die Nichtverbreitung von nuklearem Material im russischen Außenministerium, warnte davor, dass der Beschuss der Anlage ein ähnliches Ereignis wie die Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 auslösen könnte.

"Wir appellieren an internationale Organisationen, insbesondere an die UNO und die IAEO, sowie an jene Länder, die Einfluss auf das Kiewer Regime haben, dass sie aktiv werden, damit der Beschuss des Kernkraftwerks sofort eingestellt wird."

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums sind Teile der Einrichtungen in der Anlage aufgrund des Beschusses außer Betrieb. Auch brach in der Anlage ein Feuer aus, das aber rasch gelöscht werden konnte. Das Ministerium betonte zudem, dass die ukrainischen Granaten "nur durch reines Glück" kein größeres Feuer und somit eine mögliche Atomkatastrophe verursacht hätten. Das Ministerium sagte ferner, dass ukrainische Truppen auch die benachbarte Stadt Energodar beschossen hätten, was zu Stromausfällen und Unterbrechungen in der Wasserversorgung geführt habe. Das Ministerium forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Ukraine wegen "nuklearterroristischer Akte" zu verurteilen.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij indes behauptete, der Beschuss der Anlage sei von russischen Truppen ausgegangen. "Das ist nicht nur ein weiterer Grund, warum Russland als staatlicher Sponsor des Terrorismus anerkannt werden sollte, sondern auch ein Grund, harte Sanktionen gegen die gesamte russische Atomindustrie zu verhängen", sagte Selenskij am Freitag. US-Außenminister Antony Blinken und ukrainische Beamte warfen Russland zudem vor, die Anlage als "Schutzschild" für seine Soldaten zu missbrauchen.

"Russland nutzt diese Anlage jetzt als Militärstützpunkt, um von dort aus die Ukrainer zu beschießen, im Wissen, dass man nicht zurückschießen könne und auch nicht wird, weil man versehentlich einen Reaktor oder hochradioaktiven Abfall im Lager treffen könnte",

so Blinken am Montag vor einer UNO-Konferenz über die Nichtverbreitung von nuklearem Material in New York. Die russische Delegation auf der Konferenz veröffentlichte eine Erklärung, in der sie die Behauptung Blinkens zurückwies. "Die Aktionen unserer Streitkräfte schaden der nuklearen Sicherheit der Ukraine in keiner Weise und behindern den Betrieb der Anlage nicht." IAEO-Chef Rafael Grossi sagte am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass die Anlage auf nötig gewordene Reparaturen inspiziert werden müsse "um einen nuklearen Unfall" zu verhindern. Die Lage in Europas grösster Atomanlage sei "komplett ausser Kontrolle", erklärte er zudem, und veröffentlichte einen dringenden Aufruf an Russland und die Ukraine, Experten Zugang zum Atomkraftwerk zu ermöglichen.

"Die Situation ist sehr fragil. Jeder Grundsatz der nuklearen Sicherheit wurde auf die eine oder andere Weise verletzt, und wir können nicht zulassen, dass dies so weitergeht", fügte Grossi hinzu.

Die Anwohner von Energodar, das sich in unmittelbarer Nähe des Kernkraftwerks befindet, haben derweil Angst, dass die Kämpfe in der Region zu einer Katastrophe führen könnten und fordern eine 20-Kilometer Schutzzone um das Kraftwerk herum. Sie riefen die ukrainischen und russischen Streitkräfte auf, von Kämpfen rund um das Kraftwerk abzusehen.

Ein weiterer Angriff in der Region Saporischschja zielte am Freitag auf ein Getreidelager ab, dort sollen Raketen eingeschlagen haben. Mehr als 300 Tonnen gelagertes Getreide und Saatgut liegen jetzt unter Trümmern.

Mehr zum Thema – Krieg in der Ukraine: Neben dem Terror gegen Zivilisten im Donbass jetzt auch Nuklear-Terror?

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.