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"Magic Mushrooms" – Psychedelische Pilze können gegen Alkoholismus helfen

Alkoholismus ist ein gravierendes Problem in vielen Ländern. Eine neue Studie hat ergeben, dass ein in psychedelischen Pilzen enthaltener Wirkstoff plus einer Therapie starken Trinkern helfen kann, ihren Alkoholkonsum zu reduzieren oder ganz aufzugeben.
"Magic Mushrooms" – Psychedelische Pilze können gegen Alkoholismus helfenQuelle: Legion-media.ru © Sabena Jane Blackbird/ Legion Media

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Region Europa diejenige mit dem höchsten Anteil an durch Alkoholkonsum verursachten Todesfällen weltweit – etwa zwölf Prozent bei Männern und acht Prozent bei Frauen, erklärte das in Kopenhagen sitzende Regionalbüro der Organisation in einem Bericht im Juni. Dabei zählt die WHO 53 Länder zur Region Europa, darunter neben der EU auch weite Teile Osteuropas und Zentralasiens. Nach WHO-Angaben ist Alkohol weltweit für schätzungsweise drei Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich, fast eine Million davon in der WHO-Region Europa. In den 53 Ländern sterben jeden Tag rund 2.500 Menschen aufgrund von Alkoholkonsum.

Doch ein Wirkstoff in psychedelischen Pilzen kann starken Trinkern helfen, ihren Alkoholkonsum einzuschränken oder ganz aufzugeben. Psilocybin, das in mehreren Pilzarten vorkommt, kann stundenlange, lebhafte Halluzinationen hervorrufen. Indigene Völker haben es in Heilungsritualen verwendet und Wissenschaftler untersuchen, ob es Depressionen lindern oder langjährigen Rauchern helfen kann, mit dem Rauchen aufzuhören.

Laut einer neuen Studie, die am Mittwoch in der Zeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlicht wurde, untersucht diese als "erste moderne, streng kontrollierte Studie", ob Psilocybin auch Menschen helfen kann, die mit Alkohol zu kämpfen haben, zitierte Associated Press Fred Barrett, einen Neurowissenschaftler der Johns Hopkins University.

In der Studie nahmen 93 Patienten eine Kapsel mit Psilocybin oder ein Scheinmedikament ein, legten sich mit geschlossenen Augen auf eine Couch und hörten über Kopfhörer Musik. Sie erhielten zwei solcher Sitzungen im Abstand von einem Monat sowie zwölf Sitzungen Gesprächstherapie.

In den acht Monaten nach der ersten Sitzung mit Substanzeinnahme ging es den Patienten, die Psilocybin bekommen hatten, besser als der anderen Gruppe: Sie tranken im Durchschnitt noch an etwa einem von zehn Tagen stark, während es bei der Gruppe mit den Scheinmedikamenten nur etwa einer von vier Tagen war. Fast die Hälfte der Psilocybin-Patienten hörte ganz mit dem Trinken auf, gegenüber 24 Prozent in der Kontrollgruppe.

Viele, die eine Scheinmedikation anstelle von Psilocybin einnahmen, schafften es ebenfalls, weniger zu trinken, wahrscheinlich weil alle Studienteilnehmer hoch motiviert waren und eine Gesprächstherapie erhielten. Daher sind zunächst weitere Untersuchungen erforderlich, um festzustellen, ob die Wirkung anhält und ob sie in einer größeren Studie funktioniert.

Associated Press zitierte eine Patientin, die vor der Therapie abendlich mindestens fünf alkoholische Getränke zu sich genommen hat. Nach der Therapie mit den bunten Wirkstoffen trank sie höchstens mal ein gepflegtes Glas Wein und widmete sich vorrangig der Familie. Es ist zwar noch nicht genau bekannt, wie Psilocybin im Gehirn wirkt, aber Forscher glauben, dass es Verbindungen verstärkt und zumindest vorübergehend die Art und Weise verändert, wie sich das Gehirn organisiert.

"Mehr Teile des Gehirns sprechen mit mehr Teilen des Gehirns", erklärte Dr. Michael Bogenschutz, Direktor des NYU Langone Center for Psychedelic Medicine, der die Forschung leitete. Weniger bekannt ist, wie dauerhaft diese neuen Verbindungen sein könnten. Theoretisch könnte die Kombination von Psilocybin und Gesprächstherapie den Menschen helfen, schlechte Gewohnheiten abzulegen und neue Einstellungen leichter zu übernehmen.

"Es besteht die Möglichkeit, die funktionelle Organisation des Gehirns auf relativ dauerhafte Weise zu verändern",

so Bogenschutz. Patienten, die Psilocybin erhielten, litten allerdings häufiger unter Kopfschmerzen, Übelkeit und Angstzuständen als diejenigen, die das Scheinmedikament erhielten. Eine Person berichtete von Selbstmordgedanken während einer Psilocybin-Sitzung.

Bei einem Experiment wie diesem ist es wichtig, dass die Patienten nicht wissen oder erraten, ob sie das Psilocybin oder das Scheinmedikament erhalten haben. Um dies zu erreichen, wählten die Forscher ein generisches Antihistaminikum mit einigen psychoaktiven Wirkungen als Placebo. Dennoch errieten die meisten Patienten in der Studie richtig, ob sie das Psilocybin oder die Scheinpille erhielten.

Paul Mavis konnte es nicht erraten. Der 61-Jährige aus Wilton, Connecticut, bekam das Placebo und hörte trotzdem mit dem Trinken auf. Zum einen half die Gesprächstherapie, die ihm suggerierte, dass sein Gefühlsleben im Alter von 15 Jahren ins Stocken geraten war, als er zu trinken begonnen hatte, um sich betäubt zu fühlen. Und er beschrieb einen lebensverändernden Moment während einer Sitzung, in der er das Scheinmedikament genommen hatte: Er stellte sich den Tod eines geliebten Menschen vor. Plötzlich überkam ihn ein intensiver, unerträglicher Kummer. "Ich weinte, was nicht typisch für mich ist. Ich habe geschwitzt, ich war hilflos", sagte er. "Als ich versuchte, diese Trauer zu verarbeiten, fragte ich mich, warum ich das fühle."

Laut Dr. Mark Willenbring, ehemaliger Direktor der Behandlungsforschung am National Institute for Alcohol Abuse and Alcoholism, sind weitere Untersuchungen erforderlich, bevor Psilocybin als wirksame Ergänzung zur Gesprächstherapie angesehen werden könne, da auch diese bereits einige Effekte erzielen könne.

(rt/ap)

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