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Russlands Botschafter in Berlin: Deutsche Unternehmen wollen den russischen Markt nicht verlassen

Die russisch-deutschen Beziehungen sind auf dem tiefsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg, das bilaterale Handelsvolumen bricht drastisch ein. Trotz Berlins Haltung will die deutsche Wirtschaft die Verbindung zu Russland jedoch nicht kappen, so der russische Botschafter.
Russlands Botschafter in Berlin: Deutsche Unternehmen wollen den russischen Markt nicht verlassenQuelle: Sputnik © RIA Nowosti

Mehrere deutsche Unternehmen lehnen es ab, den russischen Markt trotz der Sanktionen zu verlassen. Das stellt Russlands Botschafter in Deutschland Sergei Netschajew in einem Gespräch mit Lenta.ru fest. Der Diplomat betont, dass Moskau eine pragmatische, gleichberechtigte und für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaft bevorzugt. Netschajew wörtlich:

"Die russische Wirtschaft, die von den in der Weltgeschichte beispiellosen westlichen Sanktionen betroffen ist, zeigt Stabilität und Wachstum. Die deutschen Wirtschaftsakteure sehen dies und haben es trotz des enormen politischen Drucks nicht eilig, die Beziehungen zum russischen Markt abzubrechen. Wir sind nach wie vor für Pragmatismus, für eine gleichberechtigte und für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaft. Die Tür ist offen für diejenigen, die ähnliche Ansätze verfolgen. Für 'Geflüchtete' gilt der Grundsatz: Jeder freie Platz wird sofort besetzt. Es wird viel schwieriger sein, auf unseren Markt zurückzukehren, als ihn zu verlassen."

Seit über einem Jahr ist das bilaterale Handelsvolumen weiter rückläufig. Russland fällt in der Rangliste der deutschen Handelspartner immer weiter zurück. Russlands Botschafter in Deutschland machte deutlich: Mit Berlins Kurs in Richtung "vollständiger Unabhängigkeit" von russischer Energie, dem Abbruch der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen "und der Ausarbeitung immer neuer Sanktionspakete wird sich der Abwärtstrend im bilateralen Handel auch im Jahr 2023 fortsetzen."

Es sei klar, wie sich diese Entwicklung auf die deutsche Wirtschaft auswirke, die im Gegensatz zur russischen kein Wachstum aufweise. Netschajew erklärt:

"Die deutsche Wirtschaft ist nach deutschen Schätzungen in eine Phase der technischen Rezession eingetreten. Die Prognosen sind entsprechend schlecht. Nach Ansicht der meisten Experten wird das Land am Ende dieses Jahres mit einem weiteren Rückgang des Bruttosozialprodukts oder einer Stagnation konfrontiert sein. Die Staatsverschuldung wächst, die hohe Inflation hält an, Unternehmen gehen in Konkurs, die Industrieproduktion wird ins Ausland verlagert, die Realeinkommen der Bevölkerung sinken. Dennoch haben die deutschen Behörden nicht die Absicht, ihre destruktive antirussische Politik oder ihre beispiellosen, finanziell kostspieligen Pläne für einen 'grünen Wandel' und das beschleunigte Erreichen der Klimaneutralität aufzugeben."

Gleichzeitig spiegele der offizielle Standpunkt Berlins nicht die tatsächliche Stimmung in der deutschen Gesellschaft wider, so der Botschafter. Was zum Beispiel die Haltung zum Ukraine-Konflikt betreffe, sollte man klar zwischen der Position der deutschen politischen Klasse, der systemischen Medien, der NGOs, verschiedener Think Tanks und der normalen Bürger unterscheiden, sagt er. Ihm zufolge erhält die Botschaft viele Unterstützungsschreiben deutscher Bürger. "Eine andere Sache ist, dass es im heutigen Deutschland nicht ungefährlich ist, öffentlich eine vom Mainstream abweichende Meinung zu äußern", betont Netschajew:

"Wir haben gesehen, dass jemand gekündigt werden kann, wenn er an einem Empfang in der russischen Botschaft teilnimmt, oder dass er strafrechtlich verfolgt wird, wenn er mit der örtlichen Interpretation der ukrainischen Ereignisse nicht einverstanden ist. Das ist leider die traurige Realität in einem Land, das sich einst als Bollwerk der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit sah."

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