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Bischof der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche zu 5 Jahren Haft verurteilt

Die Verfolgung der kanonischen orthodoxen Kirche in der Ukraine geht weiter. Am Montag wurde in Winniza ein hoher kirchlicher Würdenträger zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt. Texte zu religiösen und kirchlichen Themen wurden ihm zum Verhängnis.
Bischof der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche zu 5 Jahren Haft verurteilt© Bund Orthodoxer Journalisten

Das Stadtgericht von Winniza in der Ukraine hat am Montag den Metropoliten von Tultschin und Brazlaw Jonathan (Jelezki) der kanonischen Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) zu fünf Jahren Gefängnis und zur Einziehung seines Vermögens verurteilt.

Dem ukrainischen Geheimdienst SBU zufolge soll der Geistliche unter den Gläubigen "Propagandaflugblätter" mit Aufrufen zur Machtergreifung und zur Änderung der Staatsgrenze der Ukraine verteilt haben. Der SBU behauptet auch, dass Jonathan "Veröffentlichungen zur Unterstützung der russischen Besatzer und ihrer Kriegsverbrechen" auf einer der kirchlichen Webseiten veröffentlicht hat.

Der Metropolit bestreitet die Vorwürfe, in Pressemitteilungen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche wurden sie als absurd bezeichnet. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, die Verteidiger des Geistlichen haben angekündigt, Berufung einzulegen.

Einblick darin, welcher Art die dem Bischof inkriminierten Publikationen tatsächlich sind, gibt eine Pressemitteilung der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft: 

"Im Januar 2022 veröffentlichte der Metropolit aus prorussischen ideologischen Motiven auf der Webseite der Diözese einen selbst verfassten Artikel über die dominierende Rolle des 'Moskauer Patriarchats' im orthodoxen Christentum und die Leugnung der Unabhängigkeit der Orthodoxen Kirche der Ukraine. Das Material wurde im Internet verbreitet, auch nach dem vollständigen Einmarsch der Russischen Föderation in die Ukraine."

Einfacher formuliert: dem geistlichen Würdenträger werden Publikationen und Äußerungen zu religiösen Themen angelastet. 

Eine gute Nachricht gibt es derweil aus Kiew. Nachdem Gläubige der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Geld für die Kaution gesammelt hatten, kam am Abend der Abt des Kiewer Höhlenklosters Metropolit Pawel auf Kaution aus der gegen ihn vollstreckten Untersuchungshaft frei.

Pawel wird mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert wie der heute verurteilte Jonathan. Seit Anfang April befand er sich unter Hausarrest. Am 14. Juli hat ein Kiewer Gericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Sicherungsmaßnahme gegen ihn verschärft und Untersuchungshaft angeordnet, wobei es die Höhe der Kaution, die zur Vermeidung der Haft beizubringen ist, auf umgerechnet rund eine Million Euro bestimmte. Der Abt wurde noch im Gerichtssaal verhaftet und in ein Gefängnis abgeführt. Da er selbst nicht über Geld in dieser Höhe verfügte, sammelten Gläubige landesweit für ihn.

Seit dem Sieg des nationalistischen Maidan im Februar 2014 steht die kanonische Ukrainisch-Orthodoxe Kirche wegen ihrer traditionellen, wenn auch in letzter Zeit eher symbolischen Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat (die UOK ist seit 1990 mit weitgehender Selbstverwaltung ausgestattet) unter massivem Druck. Zwei Abspaltungen wurden von den neuen Machthabern seitdem unverhohlen bevorzugt und mit staatlichen Mitteln bedacht, etwa im Rahmen der Einführung der Militärkapläne. Ungehindert, zum Teil sogar mit staatlicher Unterstützung, ergreifen Anhänger der Abspaltungen unter Einsatz von Gewalt Besitz von Kirchen und verdrängen die traditionellen Gemeinden.

Ende 2018 wurden die Abspaltungen unter der Schirmherrschaft des damaligen Präsidenten Poroschenko zur "Orthodoxen Kirche der Ukraine" vereinigt, die 2019 von dem Patriarchen von Konstantinopel als "unabhängig" anerkannt wurde. In der orthodoxen Weltkirche ist dieser Akt umstritten und wird teilweise als ein nicht kanonischer Eingriff in den Hoheitsbereich des Moskauer Patriarchen verurteilt. Unter ukrainischen Gläubigen hat die Neugründung bislang nur beschränkten Erfolg.

Seit 2018 gibt es wiederholt Bestrebungen und politische Initiativen, die Klöster der Ukraine an die neu gegründete Nationalkirche zu übertragen. Wladimir Selenskij, der sich in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit sichtbar aus dem konfessionellen Konflikt heraushielt, hat sich nach Beginn der russischen militärischen Intervention im Februar 2022 offen dazu bekannt, die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche vernichten zu wollen.

Mehr zum Thema - Kirchenverfolgung in der Ukraine: Mönche wollen das Kiewer Höhlenkloster nicht freiwillig räumen

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