Meinung

Der Westen mischt sich nur in Kriege ein, wenn er sich Profit davon verspricht

Man muss kein Genie sein, um sich über die aktuelle Lage in der Ukraine und die Geschichte zu informieren. Um zu erkennen, dass der hübsch klingende "Euro-Maidan" nichts weiter als ein dreckiger, von den USA initiierter Putsch war, kann man sogar frühere Artikel der Medien lesen, die sich fälschlicherweise noch immer in die Kategorie "Qualität" einzuordnen versuchen.
Der Westen mischt sich nur in Kriege ein, wenn er sich Profit davon versprichtQuelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler/dpa

von Tom J. Wellbrock

Mein Text über die "Einsamkeit des Andersdenkenden" war auch eine Art Selbstreflexion. Nach den zahlreichen ermutigenden Mails, die ich erhalten habe, setzte ein weiterer Prozess bei mir ein. Dafür möchte ich zunächst allen Lesern danken, die ähnliche Erfahrungen wie ich gesammelt haben.

Denn ich weiß jetzt, dass die beschriebene Einsamkeit nur oberflächlich stimmig ist. Jeden Tag werden ähnliche frustrierende Gespräche geführt, an deren Ende viele "Seelenverwandte" ratlos dastehen und sich fragen, wie es sein kann, dass so viele Menschen auf die Erzählung von Friede, Freude, Eierkuchen hereinfallen.

Das neue Gefühl, das sich in mir ausgebreitet hat, ist das Gefühl der Wut. Es wurde allerhöchste Zeit dafür, denn wir steuern auf etwas zu, das alles zunichtezumachen droht, was uns an Demokratie und Freiheit noch geblieben ist. Wir erleben eine Sanktionspolitik, die nichts an dem ändert, was sie angeblich ändern soll: den Krieg in der Ukraine zu beenden.

Stattdessen wird der Krieg verlängert, und mit jedem Tag sterben weitere Menschen, Ukrainer, Russen und was sonst noch alles vom Westen an Söldnern in die Ukraine geschickt wurde. Damit sind wir gleich beim Thema, denn Söldner und nationalistische Regierungen wie jene in Kiew neigen nicht dazu, aus lauter Menschenfreundlichkeit Kriege zu führen. Bei den Söldnern geht es ganz offenkundig um Geld, bei den Regierungen (und zwar weit mehr als der ukrainischen) geht es – wenn auch nach außen weniger deutlich formuliert – ebenfalls ums Geld: Geld für die Rüstungsindustrie; Geld, das aus Rohstoffen gewonnen wird, aus Abhängigkeiten, Korruption, Seilschaften und vielem mehr.

Es macht mich fassungslos, dass es so viele Menschen gibt, die wirklich glauben, die Ukraine gehöre zur "europäischen Familie", in ihr würden Demokratie und alle möglichen anderen "Werte verteidigt", die uns als besonders noble Akteure in diesem Krieg erscheinen lassen. Und es macht mich wütend, dass dieses Narrativ funktioniert. Man muss kein Genie sein, um sich über die aktuelle Lage in der Ukraine und die Geschichte zu informieren.

Um zu erkennen, dass der hübsch klingende "Euro-Maidan" nichts weiter als ein dreckiger, von den USA initiierter Putsch war, kann man sogar frühere Artikel der Medien lesen, die sich fälschlicherweise noch immer in die Kategorie "Qualität" einzuordnen versuchen. Als kürzlich der ehemalige US-Sicherheitsberater John Bolton damit prahlte, selbstverständlich Putsche auf der ganzen Welt mitgeplant und umgesetzt zu haben, kamen Spiegel & Co. aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wie denn das sein könne, wunderte sich das Flaggschiff der deutschen neoliberalen Kriegspropaganda.

Welche Heuchelei! Alle großen Blätter im deutschen Medienwald wissen Bescheid, seit Jahren, seit Jahrzehnten; sie machen mit bei der Vertuschung der wahren Interessen der USA und des Resterampenwestens. Kaum kommt etwas ans Licht (in Boltons Fall ganz freiwillig und in höchstem Maße narzisstisch), und wenn doch, wollen sie nichts davon gewusst haben.

Aber ganz ehrlich: Damit beschäftige ich mich kaum noch. Ich kenne diese Medien lange und gut genug, um über deren wahre Motivation Bescheid zu wissen. Was mich so unfassbar wütend macht, sind die Menschen, die sich strikt weigern, ein wenig weiter zu blicken und auch selbst vielleicht Recherchen anzustellen. Das mag mühsam und mit viel Zeit verbunden sein, aber es sollte sich doch eigentlich lohnen, wenn man wissen will, warum in Deutschland gerade die ganze Wirtschaft aufs Spiel gesetzt wird – mit allen Konsequenzen wie Unruhen, Feindseligkeiten, Ausschreitungen, Hunger, Kälte, Arbeitslosigkeit, bis hin zur Obdachlosigkeit.

Doch die Meute kann und will das nicht glauben. Sie glaubt noch immer denen, die mit ihrer ganzen Energie entschlossen sind, das Land lahmzulegen. Angeblich (was ich allerdings zu bezweifeln wage) sind ausgerechnet Annalena Baerbock und Robert Habeck (beide Bündnis 90/ Die Grünen) derzeit die beliebtesten Politiker Deutschlands; weil sie Klartext reden.

Was ist daran gut und schön? Was ist an der Verlängerung eines Krieges und des sehenden Auges zugelassenen wirtschaftlichen Zusammenbruchs wünschenswerter Klartext?

Oder anders gefragt: Ist Klartext auch dann gewollt, wenn man mit ihm der Not, dem Krieg und der Feindschaft das Wort redet? Sind die meisten Deutschen wirklich so erpicht, alles um sich herum zusammenstürzen sehen zu wollen?

Ich habe meine Landsleute in meinem Leben nicht immer verstanden, aber was ich heute erlebe, scheint an einen kollektiven mentalen Suizid zu grenzen, gepaart mit der Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen. Und – machen wir uns nichts vor – die Initiierung dieser Katastrophe gelingt nur, weil die meisten Menschen schlicht unwillig sind, sich ein eigenes Bild zu machen, das über die Plattitüden interessengesteuerter Politiker hinausgeht. Ja, es ist eine Mischung aus Bequemlichkeit, Faulheit und Arroganz, die möglich macht, was wir heute erleben müssen.

Diffamiert werden die, die der Erzählung vom guten Westen aus guten Gründen skeptisch begegnen. Dabei müssten mit der ganzen Energie der Politik, der Medien und der Gesellschaft diejenigen mit ihrer Verantwortungslosigkeit, Faulheit, Bequemlichkeit und Herablassung konfrontiert werden, die durch ihr Schweigen, ihr Nichtstun und ihre Unterstützung eine kriegstreiberische Politik mitzuverantworten haben.

Und noch ein Satz zur Überschrift dieses Textes: Sie ist eigentlich nur teilweise korrekt, denn faktisch mischt sich der Westen selten oder noch nie in Kriege ein. Er initiiert sie.

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