Meinung

"Es gibt Menschen, die möchten nicht mehr diskreditiert werden" – RBB-Mann Sundermeyer unterwegs

Der RBB-Journalist Olaf Sundermeyer hat seit 2020 ein persönliches Problem mit Kritikern der Corona-Maßnahmen. Er verortet auf entsprechenden Protestveranstaltungen mehrheitlich eine ihm unangenehme Bürgerklientel und behauptet, nur unter Polizeischutz berichten zu können. Eine Spurensuche.
"Es gibt Menschen, die möchten nicht mehr diskreditiert werden" – RBB-Mann Sundermeyer unterwegs

von Bernhard Loyen

Vom 30. Juli bis zum 6. Juli August ist in Berlin die "Woche der Demokratie" ausgerufen worden, zu der an jedem Tag Veranstaltungen stattfinden. Wie auch schon in den zurückliegenden zwei Jahren versuchen Kritiker der Corona-Maßnahmen, Gleichgesinnte und kritische Bürger bundesweit zu mobilisieren, um gemeinsam auf den Straßen der Hauptstadt gegen zurückliegende, geltende und kommende Maßnahmenverordnungen seitens der Politik zu protestieren. Für die aktuelle Protestwoche ist der Themenkomplex um die jüngsten Ereignisse der aktuellen Außen-, Wirtschafts- und Energiepolitik der amtierenden Regierung erweitert worden.

Die Protestbewegung an sich – kritische Bürger und Initiativen – wurde unmittelbar mit ihrem Entstehen im Frühjahr 2020 durch die öffentlich-rechtlichen Medien und speziell durch die Hauptstadtpresse in ein sehr subjektives Bild ge(d)rückt. Hierbei sahen sich besonders der Tagesspiegel-Autor Sebastian Leber wie auch der RBB-Moderator Olaf Sundermeyer einem persönlichen, sehr ambitionierten vermeintlichen Kampf, fast einem Feldzug gegen "Querdenker, Montagsspaziergänger, Reichsbürger und Russlandversteher" (Zitat Olaf Sundermeyer) verpflichtet.

Sundermeyer gilt in den öffentlich-rechtlichen Medien als sogenannter Rechtsextremismus- und Hooligan-Experte, weshalb er auch regelmäßig auf Veranstaltungen der coronakritischen Protestbewegung anzutreffen ist. Für den Journalisten gibt es überhaupt keine Zweifel, in einer rein subjektiven Wahrnehmung, dass diese nicht ohne den Einfluss der "rechten Szene" stattfinden würden. Da er bekannt sei "in der Szene", könne er aktuell deshalb meist nur unter Polizeischutz von den Veranstaltungen berichten, Stichwort: Lügenpresse.

Dieser Ruf war natürlich dann auch gleich zu Beginn eines Beitrags der RBB-Abendschau vom 1. August zu hören, im Rahmen einer Zusammenfassung der Ereignisse von Tag 3 der Demokratiewoche in Berlin. Die Einleitung des Abendschau-Beitrags vermittelte dem Zuschauer die "neutrale Färbung" des Senders, also Wertung der Veranstaltung:

"Am Tag 3 der sogenannten Woche der Demokratie trifft man sich zum 'Medienmarsch' (Titel der Veranstaltung). Ziel – Medienhäuser. Getroffen haben sich Impfgegner, sogenannte besorgte Bürger, Anhänger von Querdenken und der Basis-Partei. Dazu noch Reichsbürger, Esoteriker und Rechtsextreme."

Diese Zusammenstellung konnte nur Sundermeyer geliefert haben, der dann auch gleich als Interviewgast geladen war. "Arbeit mit Störung und Polizeischutz" sei die Herausforderung des Experten beim Einsatz an der Front gewesen. Zitat aus dem Beitrag:

"Auch unser RBB-Team wurde bedrängt und behindert. Der Kollege (Sundermeyer) immer wieder mit seinem Namen öffentlich gemacht, mit dem Megafon in den Fokus gerückt."

Die (Demoteilnehmer) "haben da immer wieder deinen Namen gerufen heute und sind auch immer relativ ran", hakt der Moderator zu Beginn beeindruckt nach. Wie das denn wirke auf den Demo-Profi? Der beruhigt sehr souverän, er kenne "das schon seit ein paar Jahren", erlebe es jedoch auf Demonstrationen "aus diesem Spektrum verstärkt". Dann wird es interessant. Sundermeyer wörtlich als realer Frontberichterstatter:

"Heute ist es allerdings so gewesen, dass wir tatsächlich nur, die Polizisten, die wir gerade im Bild gesehen haben, die mussten erst Verstärkung herbeirufen und haben uns gebeten, so lange zu warten, weil sie unsere Sicherheit ansonsten nicht garantieren konnten. Wir wurden mit einer kompletten Polizeikette im Prinzip eskortiert, um überhaupt Bilder bei dieser Demonstration machen zu können."

RBB-Zuschauer, Leser und Bürger, die noch nie auf einer solchen Veranstaltung waren, könnte jetzt der Atem stocken. Es hallen nach – Polizisten, Verstärkung, Sicherheit, Garantie, Polizeikette, eskortieren. Das klingt eindeutig nach Eskalation, Gewalt, Gefahr für Körper und Seele, unschönen Bildern. Reichte ein Mannschaftswagen? Brauchte er einen Schutzhelm?

Es folgt die Spurensuche. Die Recherche nach Belegen für die Aussagen eines Sundermeyer. Dem vermeintlichen Gefahrenpotenzial des Moments. Diese finden sich recht zügig, da auch der Medienprofi Sundermeyer immer noch nicht verstehen will, da draußen, an der vermeintlichen Front, gibt es Menschen, die möchten nicht mehr diskreditiert werden.

Ja, Herr Sundermeyer wurde erkannt, da er auch erkannt werden will. Ja, er wurde angesprochen. Provokativ bzw. nötigend? Je nach Wahrnehmung. Wurde er bedroht? Nein. Ein Journalist, der seit zwei Jahren Menschen vollkommen willkürlich rechte Tendenzen und Neigungen unterstellt, der bei Teilnehmern friedlicher Bürgerproteste, die er nicht kennt und befragt, mehrheitlich "Umsturzphantasien" für einen "Heißen Herbst" erkennt, muss davon ausgehen, auch härter angesprochen zu werden. Folgende identische "Gefahrensituation" (auf der Reichstagswiese), entsprechend der genutzten Szene im Abendschau-Beitrag, findet sich sehr zügig auf dem Portal Twitter. Ein Twitter-User schreibt zu seinem Beitrag und einer vermeintlich brenzligen Lage für Sundermeyer:

"Ein riesen großes Lob und Solidarität für Olaf Sundermeyer. Diese Gelassenheit hätte ich nicht gehabt."

Die Recherche ergibt eine weitere Dokumentation des aufopferungsvoll berichtenden Rechtsextremismus-Experten des RBB. Vom selben Tag, am Brandenburger Tor, drei Minuten Fußweg entfernt vom Reichstag. Auch diese Bilder sind schlicht entlarvend. Wird Herr Sundermeyer verbal oder körperlich attackiert? Nein. Braucht er verstärkten Polizeischutz? Nein. Wurde er erkannt und angesprochen? Ja, ohne Probleme. Die Wahrheit spricht für sich. Der Mann auf der Bühne spricht das RBB-Team direkt an:

"Ich habe die Kamera gesehen, vom RBB. (...) Ich danke euch für objektive und ehrliche Berichterstattung. (...) Ich hoffe, dass der Kameramann, so wie das bekannte Gesicht daneben (ohne weitere Nennung – Sundermeyer), im wahren Sinne der Wahrheit hier berichtet."

Die anwesende Menge lacht, klatscht und jubelt. Team Sundermeyer, mit heruntergezogenen Mundwinkeln, und der RBB gegen friedliche Demokraten und Demoteilnehmer – 0:1. Zusammenfassend werden diese Aufnahmen ein weiteres wichtiges Zeitdokument der Corona-Krise darstellen. Ein weiteres Paradestück der rein manipulativen, diskreditierenden Arbeit eines Journalisten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Finanziert und ermöglicht durch die GEZ-Gebühren. 

Im Jahr 2021 betrug der Gesamtertrag des Rundfunkbeitrags in Deutschland rund 8,42 Milliarden Euro. Ein klein wenig mehr journalistische Neutralität, Sorgfaltspflicht und Qualität sind da wahrlich nicht zu viel verlangt.

PS: Wie es tatsächlich um das Verhältnis des Journalisten Sundermeyer zu den Demonstranten, aber auch zur Polizei bestellt ist, zeigt ein Live-Stream vom Tag 3 der "Woche der Demokratie", den Jens Zimmer für InfraRot gedreht hat. Etwa ab Minute 13 ist zu sehen, wie Herr Sundermeyer sich zwar sichtlich angewidert, aber völlig unbehelligt auf seinen Weg durch die demonstrierende Zivilgesellschaft macht. Sundermeyer geht voran, gefolgt vom RBB-Kameramann, dazu persönlicher Security – und fünf uniformierten Berliner Polizisten, die ihm in gewissem Abstand folgen und offenkundig (welch besonderer Service!) eigens für das RBB-Team abgestellt sind. Alles völlig entspannt und gewaltfrei. Meinungsäußerungen auf Kundgebungen sind ja erlaubt ...

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