Meinung

Eine Hütte im Potjomkinschen Dorf – oder: Die geliebte "Bedrohung von rechts"

"Horrornacht im Ferienlager" – Meldungen dieser Art überschlugen sich Anfang der Woche nach einem Vorfall in einem Ferienlager südöstlich von Berlin in Brandenburg. Tatsächlich passiert war offensichtlich wenig. Was ist das los, übertreiben die Medien – oder muss das einfach so sein?
Eine Hütte im Potjomkinschen Dorf – oder: Die geliebte "Bedrohung von rechts"Quelle: www.globallookpress.com © Michael Bahlo/dpa

Von Richard Mahnke

Am vergangenen Montag bekamen Radiohörer in Berlin und Brandenburg als erste Meldung der Mittagsnachrichten eine eher ungewöhnliche Geschichte zu hören. Eine Schülergruppe aus Berlin-Kreuzberg sei in einem Ferienlager in Brandenburg von einheimischen Jugendlichen rassistisch beleidigt und angefeindet worden und habe daraufhin noch in der Nacht die Heimreise angetreten.

Kurz darauf legte das Burda-Magazin Focus nach. Mit einer Push-Nachricht wurde der Artikel "Horrornacht im Ferienlager – Um Mitternacht tauchten die Vermummten auf und schlugen gegen Türen und Fenster" verbreitet. Er stand dann einige Zeit oben auf der Seite und lockte die Leser mit der Ankündigung "Krasse Details der Horrornacht". Andere Medien folgten, und es gab auch die üblichen Reaktionen von namhaften Politikern – bis hin zum Bundespräsidenten.

Zu diesen Meldungen ist einiges festzuhalten: Erstens, so schlimm der Vorfall für die Betroffenen auch gewesen sein mag, man erfährt nicht, was vorher passiert ist. Streit zwischen Jugendlichen ist grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, und auch hier kann es eine Vorgeschichte gegeben haben, die man kennen sollte, ehe man ein Urteil abgibt.

Zweitens, man erfährt etwas von einem größeren Polizeieinsatz und Ermittlungen des Staatsschutzes wegen des Verdachts auf rassistische Beleidigung und Bedrohung. Nicht erwähnt werden Personen- oder Sachschäden –, offenbar deshalb, weil es keine gab. Die Angreifer hätten gegen Türen und Fenster geschlagen, wohl nur nicht allzu heftig, da sonst etwas zu Bruch gegangen wäre. Allein das lässt Vergleiche mit den Neunzigern absurd wirken.

Das wirft drittens die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Berichterstattung auf. Bei jedem nächtlichen Spaziergang durch Berlin oder gar einer Fahrt mit der U8 kann man unfreiwillig Zeuge von durchaus weit drastischeren Gewalttaten werden. Wie kommt solch eine Meldung also an die Spitzenposition der aktuellen Nachrichten? Gibt es in dieser Stadt keine größeren Probleme?

Diese Frage führt wohl zum Kern des Problems. Alles, was auch nur annähernd dem Themenkomplex Rechtsextremismus zuzuordnen ist, wird in der Darstellung überhöht und dramatisiert. (Jedenfalls wenn es um Ostdeutschland geht, in der Ukraine gibt es so etwas für den deutschen Mainstream bekanntlich nicht.)

Zum einen wird damit von den tatsächlichen Problemen – von Armut, Inflation, vom Verfall der Infrastruktur, von der Gefahr eines Atomkriegs, Zensur und einem auch sonst gegenüber seinen Bürgern übergriffigen Staat abgelenkt.

Zum anderen dient diesem Staat genau diese Überhöhung der "rechten Bedrohung" als Vorwand, gegen jegliche Kritiker vorzugehen. Jede Kritik gegen diese Regierung und deren in jeder Hinsicht desaströse und gegen das eigene Land gerichtete Politik kann als Hass und Hetze und damit als rechts abgestempelt und damit immer öfter zensiert oder auch juristisch verfolgt werden.

Staat und Regierung brauchen also die "Bedrohung von rechts" und konstruieren sie entweder selbst oder sie bekommen sie, wie in diesem Fall, von den Medien geliefert. Sie ist wie "Klima", "Corona" und "Putin" eine der großen Themenkulissen dieser Zeit, eine Hütte im Potjomkinschen Dorf, mit dem die Bürger in die Irre geführt werden. Dass wie in diesem Fall die eigentliche Nachricht dahinter etwas dünn ist, stört dabei nicht.

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