Wirtschaft

Globale Lebensmittelkrise: Nach Getreide bald auch Zucker knapp – und teuer

Die Zuckerpreise steigen rasant. Einige wichtige Erzeugerländer erlassen bereits Exportbeschränkungen. Damit wäre nach Getreide ein zweites Grundnahrungsmittel von der sich anbahnenden Lebensmittelkrise erfasst.
Globale Lebensmittelkrise: Nach Getreide bald auch Zucker knapp – und teuerQuelle: www.globallookpress.com © Melissa Erichsen / dpa

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die die globalen Versorgungsketten ernsthaft beeinträchtigt haben, wurden nun durch die Krise in der Ukraine und die daraufhin gegen Russland verhängten Sanktionen zusätzlich verschärft. Der die beiden wichtigsten Getreideexporteure betreffende Konflikt hat die weltweite Versorgung vor allem mit Weizen empfindlich gestört.

Nun hat eine Reihe von Ländern die Ausfuhr auch anderer wichtiger Rohstoffe eingeschränkt. Dies gefährdet die weltweite Ernährungssicherheit und birgt die Gefahr eines weiteren Anstiegs der Preise für zahlreiche wichtige Landwirtschaftserzeugnisse.

Am Montag verhängte Kasachstan ein sechsmonatiges Ausfuhrverbot für Weiß- und Rohrzucker. Berichten zufolge erwägt auch Indien zum ersten Mal seit sechs Jahren, Beschränkungen für Zuckerausfuhren. Dies soll einen Anstieg der Preise auf dem Inlandsmarkt verhindern. Es wird befürchtet, dass vom indischen Ausfuhrverbot etwa 10 Millionen Tonnen der Zuckerexporte dieser Saison betroffen sein werden. Anfang dieses Monats verhängte auch das benachbarte Pakistan ein vollständiges Verbot von Zuckerexporten. Begründet wird dies mit großer Besorgnis über die Inflation. Russland hatte bereits im März die Zuckerausfuhr bis Ende August verboten.

Zucker knapper – weil Treibstoffalkohol gewinnbringender

Daneben schlagen sich die global hohen Preise für Energieträger nicht nur in Form der Dieselpreise auf die Landwirtschaft, sondern auch auf kuriosem Umweg über die Treibstoffnachfrage auf die Preise für Zucker nieder. Vergangene Woche berichtete Reuters, dass Zuckerrohrmühlen in Brasilien, dem weltweit größten Produzenten und Exporteur von Zucker, massenhaft Zucker-Exportverträge kündigen. Stattdessen sattelt man unter dem Zuckerhut auf die Erzeugung von Treibstoffalkohol in Form von Bioethanol um, um von den hohen Energiepreisen zu profitieren. Die hiervon betroffenen Ausfuhrstornierungen könnten geschätzt bis zu 400.000 Tonnen Rohzucker betreffen. Darin Friedrichs, Gründer und Leiter der Marktforschung bei Sitonia Consulting, einem in Shanghai ansässigen Unternehmen für Rohstoffanalysen, kommentierte dies gegenüber der Zeitung  South China Morning Post wie folgt:

"Bei Zucker ist es für brasilianische Mühlen relativ einfach, die Produktion auf Ethanol umzustellen, wenn dies wirtschaftlich sinnvoll ist – und das kann die Preispegel der globalen Zuckermärkte nach oben treiben. Und insbesondere zumal sowohl die Lebensmittel- als auch die Energiepreise steigen, rückt die Verwendung von Lebensmitteln zur Kraftstoffherstellung stärker in den Mittelpunkt."

Anfang der Woche warnte die Chefin des Internationalen Währungsfonds Kristalina Georgieva, dass die Weltwirtschaft vor der "größten Prüfung seit dem Zweiten Weltkrieg" stehe. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, die Zahl der Hungernden habe weltweit "einen neuen Höchststand erreicht". Die Zahl der Menschen, die von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen sind, hat sich in nur zwei Jahren verdoppelt: Von 135 Millionen vor der Pandemie stieg sie auf aktuell 276 Millionen.

Dong Xiaoqiang, der kaufmännische Leiter von AB Sugar China, gab zwar sehr vorsichtige Entwarnung, denn trotz zunehmender Besorgnis rechne er nicht mit einer weltweiten Zuckerknappheit in diesem Jahr. Der Grund für steigende Preise für viele Lebensmittel sei vielmehr in der Psychologie der Käufer zu suchen, da diese die Nachfrage mitbestimme. Dong deutete an:

"Was in jüngster Zeit passiert ist, ist eher ein Ausdruck emotionaler Spannungen in Bezug auf die Versorgung mit Lebensmitteln einschließlich Zucker. Bei den meisten Ländern, die Exportverbote angekündigt haben, handelt es sich um kleine Zuckerproduzenten mit einem eng einzuhaltenden Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Und in Brasilien sind nicht allzu viele Verträge gekündigt worden."

Dennoch sagt der Geschäftsleiter des chinesischen Zuckerkonzerns voraus, dass die Preise für Zucker weiterhin steigen werden. 

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